So schnell kann es gehen: Noch vor wenigen Monaten gab Cartier-CEO Cyrille Vigneron zu Protokoll, das Geschäft mit Secondhand-Uhren denen zu überlassen, die sich darauf spezialisiert hätten, also Anbietern wie Chronext, WatchBox und Watchfinder. Nun hat er umentschieden und folgt dem Branchenprimus Rolex: Die Genfer gaben im Dezember bekannt, getragene Rolex-Uhren, die älter als drei Jahre sind, auf Echtheit und Funktionstüchtigkeit zu prüfen und dann als tadellos zu zertifizieren. Fürs Erste exklusiv für Bucherer, den grössten Rolex-Verkäufer der Welt.
Vigneron steigt nun via Watchfinder ins Geschäft mit zertifizierten Secondhand-Uhren ein und erklärt die Plattform zum «Official Pre-Owned Partner». Ein naheliegender Move, denn Watchfinder ist wie Cartier eine Richemont-Tochter. Vor über 20 Jahren in England gegründet und seit 2018 beim Genfer Luxuskonzern, gehört Watchfinder zu den weltweit führenden Anbietern von gebrauchten Uhren. In der Umsetzung bedeutet Vignerons Entscheid, dass Arjen van de Vall, seit 2021 CEO von Watchfinder, wie bisher Tanks und Santos aus Vorbesitz dahingehend überprüft, ob sie echt sind und auch richtig laufen. Und dies neu mit einem Zertifikat und einer zweijährigen Garantie von Cartier selbst auch zusichern kann – ein USP der Extraklasse und ein wichtiger Schritt für van de Vall, der im milliardenschweren Certified-Pre-Owned-Geschäft in der ersten Liga bleiben will. Dafür hat er jüngst auch mit Konkurrenten einen Pakt geschlossen: Bei Watchfinder wird es künftig auch Uhren von Plattformen wie eBay zu kaufen geben.
Van de Vall kommt so zu einem weit breiteren Angebot und die Plattformen ihrerseits an seine Kundenbasis. Der Erfolg des Deals steht und fällt mit der Qualität von Angebot und Service. Eine gute Hand bei der Wahl der Drittanbieter ist dafür ebenso matchentscheidend wie die reibungslose Abwicklung. Um das sicherzustellen, wird jede Uhr, die von einem Drittanbieter verkauft wird, von Watchfinder geprüft, bevor sie an den Kunden weitergegeben wird – oder eben nicht.