Severin Schwan hat wohl schon angenehmere Tage erlebt. Im Debakel um die Milliardenverluste der Credit Suisse bei Archegos und Greensill wird auch der Roche-Chef zunehmend ins Visier genommen. Denn er amtet im Nebenjob auch als Vizepräsident des von Urs Rohner geleiteten Verwaltungsrats der Grossbank und hat, wie es die «Neue Zürcher Zeitung» treffend auf den Punkt brachte, «als Rohners Stellvertreter alle Desaster der vergangenen Jahre durchlebt».
Die Suche nach den Verantwortlichen des Übels zieht immer weitere Kreise und ist inzwischen auch beim Risikokomitee der Bank angelangt. Im sechsköpfigen Ausschuss amtet auch Schwan. Nun wollen mehrere Grossaktionäre die Wiederwahl von Verwaltungsräten an der Generalversammlung vom 30. April verhindern.
Andreas Gottschling als Vorsitzender des Ausschusses hat seine Kandidatur für den Verwaltungsrat bereits zurückgezogen. Gegen ihn richtete sich die Attacke hauptsächlich, aber auch Schwan bekommt sein Fett weg: So verlangt etwa mit dem norwegischen Staatsfonds ein Grossaktionär die Abwahl des gesamten Risikokomitees.
Windiger Investor
Der Ärger der Aktionäre ist nachvollziehbar. Mit zehn Milliarden Dollar war die CS bei Archegos-Gründer Bill Hwang engagiert, einem gebürtigen Südkoreaner und windigen Investor, der mit gehebelten Investitionen in US-Aktien das grosse Geld machen wollte. Laut «Wall Street Journal» war die CS zeitweise mit bis zu 20 Milliarden Dollar im Spiel gewesen. In der Branche schüttelt man nur entsetzt den Kopf.
«Das System hat eindeutig nicht funktioniert», räumt Schwan im Gespräch mit BILANZ ein. Warum es zum Debakel bei der CS kommen konnte, werde nun im Rahmen einer internen Untersuchung abgeklärt: «Eine der zentralen Fragen ist, wie es geschehen konnte, dass die Fehler aus unteren Ebenen in der Organisation nicht nach oben gedrungen sind», sagt Schwan.