Die Führungskraft kann sich die Führung sparen, Silvio Denz leitet den Rundgang durch das Museum kurzerhand selbst. Vasen, Statuen, Spiegel, Leuchten, Tintenfässer, Karaffen, Parfumflakons oder Fenster für Kirchen, «die bekannteste ist St. Matthew’s auf Jersey», Denz kennt zu jedem Exponat die Historie.
Detailreich kann er die Arbeitsweise von René Lalique referieren, dem «Bildhauer des Lichts» und Erfinder des Parfumflakons, wie er mit Tausenden Zeichnungen auf Verkaufstour zog und dann nach Bestellung produzierte, die Hassliebe schildern zwischen Vater René, der nur mit Glas gearbeitet hat, und Sohn Marc, der auf Kristall umstieg, kennt Wert und Gewicht des Kronleuchters in der Vorhalle (über eine Million Euro für 1,6 Tonnen) – suchst du Antworten, frag Silvio. Auch seine eigene Sammlung an Flakons lagert hier im Musée Lalique.
Lalique und Silvio Denz gehören seit Februar 2008 zusammen. Damals übernahm Denz die Glasmanufaktur und das Parfumgeschäft, für das er sich eigentlich interessiert hatte – aber die französische Firmengruppe Pochet wollte nur im Paket verkaufen. Also schnallte sich Denz auch die Kristallfabrik mitsamt der alten Residenz René Laliques im elsässischen Wingen-sur-Moder an. Villa und Firma hat er grundrenoviert und funktionierende Geschäftsmodelle eingebaut.
Verzweigtes Portfolio
Auch abseits von Lalique war Silvio Denz tätig. Seine Firmengruppe umfasst Immobilien, Weingüter und eine Whiskydestillerie, sternengekrönte Hotel- und Gastronomiebetriebe, gerade kam in Zürich ein weiteres Hotel dazu. Für diverse Engagements hat Denz höchstkarätige Mitinvestoren wie Bahntycoon Peter Spuhler, Medizintechnik-Magnat Hansjörg Wyss oder Industriekapitän Michael Pieper gewonnen.
Die Investments, für Aussenstehende kaum zu überblicken (siehe Grafik auf Seite 55), oszillieren um die Themen klassische Luxusgüter und traditionelle Werte. Anlagen zum Anfassen – ein Verweis auf die unbekannte Seite des Silvio Denz, dem gern Beinamen wie «passionierter Schöngeist» oder «Connaisseur» angeheftet werden, weil er einerseits mit schönen Dingen arbeitet und seinen Passionen folgt.
Andererseits neigt er zu sicheren Anlagen, die Generationen überdauern können. Seinen Teil des Stapels an Goldvreneli, den er und sein Bruder Martin nach dem Tod des Vaters im Safe entdeckten, hütet und versteuert er bis heute. «Wenn einmal etwas passiert», hatte der Vater stets betont, der noch im Weltkrieg kämpfte, «bekommt man mit den Vreneli in der Migros immer noch Brot und Milch für die Familie.»
Diese Vorsicht hat der Sohn offensichtlich geerbt. «Grund und Boden an Toplagen in der Schweiz verlieren nie an Wert, überleben Kriege und Krisen und sind das Fundament für die nächste Generation.» Originalton Silvio Denz.