Das kam unerwartet. Dass Chairman und CEO Silvio Napoli sein Doppelmandat bei Schindler nur wenige Jahre ausüben würde, hatte er früh angekündigt. Als er, der amtierende Präsident, im Januar 2022 den CEO Thomas Oetterli aus dem Amt drängte und dessen Job übernahm, hatte er bereits von «drei Jahren» gesprochen, um Schindler wieder in die Spur zu bringen. Die Zahlen wurden besser, und tatsächlich, nach nun ziemlich genau drei Jahren zieht sich Napoli zurück; den CEO-Job übernimmt sein COO Paolo Compagna, die beiden gelten als Vertraute. Doch zugleich, zur GV im Frühjahr, gibt Napoli auch das Präsidentenamt auf und verlässt den VR sogar komplett; er wolle «neue Karrierewege einschlagen». In der Mitteilung des Konzerns gibt es keinen Satz der Danksagung von Patron Alfred N. «Nik» Schindler an Napoli, der ihm immerhin seit drei Jahrzehnten diente, früher sogar sein persönlicher Assistent war. Auch Napoli dankt nur «dem Verwaltungsrat» und «den Schindler-Teams auf der ganzen Welt».
Beobachter werten dies als Zeichen, dass die Zeit der gegenseitigen Weihnachtsgrüsse vorbei sein könnte. Ein Insider hält zudem für «unwahrscheinlich», dass Napoli das Präsidium freiwillig abgibt. Zudem ist er mit 59 Jahren noch nicht im Pensionsalter. Andererseits ist unwahrscheinlich, dass man Napoli nach drei loyalen Jahrzehnten im Streit ziehen lässt. Insider halten deshalb die folgende Variante für die wahrscheinlichste: Die frei werdende Position des Konzernpräsidenten könnte Tobias Staehelin übernehmen, Neffe von Luc Bonnard und damit Teil des zweiten Familienzweigs neben den namenstragenden Schindlers. Er hat Erfahrung im Operativen und als VR gesammelt und sass zuletzt auch im eigentlichen Machtzentrum, dem Supervisory and Steering Committee. Er gilt als naheliegende Lösung für den lange erwarteten Generationswechsel von Nik Schindler zur fünften Generation. Wenn Staehelin bereit zur Übernahme ist, konnte sich Napoli kaum dagegen sträuben. Die Einladung zur kommenden GV wird zeigen, ob dem so ist.
Zugleich kursieren neuerliche Gerüchte, Nik Schindlers Schwiegersohn Max Linsi, der als fähig gilt, solle eine grössere Rolle übernehmen. Das passt zu internen Vorbehalten gegen die Beförderung von Compagna: Er ist nur drei Jahre jünger als Napoli, also keine Dauerlösung, zudem wird ihm fehlende Asien-Erfahrung, bei Schindler elementar, vorgeworfen – und er sei «schon wieder» ein Italiener an der Schindler-Spitze, der Insider den Beinamen «Pizza Connection» verpasst haben. Womöglich läuft sich auch Linsi nun für höhere Aufgaben warm. Bisher führt er die schweizweit aktive Schindler-Tochter AS Aufzüge mit rund 800 Mitarbeitern.