Frau Feldmeier, Sie haben dem Bitcoin einmal ein Kursziel von 100'000 Dollar prognostiziert. Any comment?
Die Lage hat sich geändert. Bei Bitcoin gibt es eine immer grössere Korrelation mit anderen Asset-Klassen. Die Währung ist nicht mehr so losgelöst von den Finanzmärkten – das war vor wenigen Jahren noch nicht so.
Halten Sie an Ihrer Prognose fest?
Den Preis von Bitcoin muss man anhand der Vier-Jahres-Zyklen beurteilen. Wenn man schaut, wie viele Multiples – also die Differenz zwischen dem niedrigsten und dem höchsten Preis – der Kurs in diesem Zyklus auf dem Peak gemacht hat, dann sieht man: Die Lage beruhigt sich, die Ausschläge sind nicht mehr so gross. Das Ziel erreichen wir im nächsten Zyklus.
Wie bitte?
Die 100'000er-Marke wird locker übertroffen werden. Wie viel drüber, wäre Kaffeesatzleserei.
Na gut, und was ist mit anderen Kryptowährungen? Welche werden überleben?
Kryptowährungen sind eigentlich Start-ups. Wie viele Start-ups schaffen es zu grossen Firmen? Ein kleiner Prozentsatz. In der Kryptobranche überleben jedoch mehr, da Blockchain eine dermassen fundamentale Technologie für die Zukunft ist. Grosse Projekte wie Ethereum werden nicht nur überleben, sondern den Investoren weiterhin eine attraktive Rendite bringen. Aber auch Decentralized-Finance- und Metaverse-orientierte Projekte haben enormes Potenzial.
Wie sehen Sie das Debakel mit Terra (LUNA)?
Der Absturz hat mich gar nicht überrascht. Nicht hinterlegte Werte wie Terra sind sehr riskant. Solche synthetischen Währungen hängen stark von der Liquidität ab, und Kryptomärkte sind nun mal jung – die Liquidität kann stark variieren. Smart Valor hat deswegen Terra gar nicht erst gelistet. Aber es ist schade, was passiert ist, denn jetzt kommen wieder schärfere Blicke von Regulatoren.
Der Kryptobranche würde doch ein bisschen mehr Regulierung guttun.
Ich bin eine Verfechterin der Regulation – vor allem bei Stablecoins. Sie sind die Grundlage für ein alternatives, zukunftsorientiertes Finanzsystem: Das alles muss gut funktionieren. Aber Regulierung hilft nur, wenn man es richtig macht: Wir brauchen Anpassungen, aber keine extremen Vorschriften oder Verbote.