Jeweils einstimmig wurde Susanne Wille (50) von den 40 Delegierten und den elf Mitgliedern des Verwaltungsrats als neue SRG-Direktorin gewählt. Seit der Ankündigung im Januar, der angeschlagene Amtsinhaber Gilles Marchand werde zum 1. November seinen Posten räumen, galt die langjährige Moderatorin und heutige Kulturchefin von SRF als haushohe Favoritin auf seine Nachfolge. Weshalb sich im Lauf der letzten Wochen alle kolportierten Gegenkandidaten (u.a. SRF-Chefin Nathalie Wappler, Ringier-Schweiz-Lenkerin Ladina Heimgartner, CH-Media-Chefredaktor Patrik Müller oder SRG-Geschäftsleitungsmitglied Bakel Walden) selber aus dem Rennen nahmen und Wille am Schluss die einzige Kandidatin war. In der 93-jährigen Geschichte der SRG ist sie nun die erste Frau an der Spitze. Ihr traut man ehesten zu, in der Bevölkerung die nötige Unterstützung zu sammeln, um die Halbierungsinitiative der SVP abzuwehren. Doch auch wenn das gelingt, wird sie das Kostenmesser ansetzen müssen: Die Fernsehnutzung sinkt kontinuierlich, die Werbeeinnahmen ebenso. 2027 stehen Verhandlungen für die neue Konzession an, und die Digitalisierung geht natürlich auch weiter. Gewaltige Aufgaben also für die sechssprachige Journalistin. Doch in ihrer Karriere hat sie bewiesen: Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg.
Die Verbündeten
Im Kampf gegen die 200-Franken-Initiative ist neben SRF-Direktorin Nathalie Wappler SRG-VR-Präsident Jean-Michel Cina intern der wichtigste Verbündete. Auch die ehemalige De-Sede-Chefin Alice Sachowa-Kleisli sitzt im Gremium. Extern kann Wille auf den Support der «Allianz Pro Medienvielfalt» zählen, deren Co-Präsidium gleich 45 Namen umfasst, etwa die Zürcher Ständerätin Tiana Moser (GLP) oder den Bündner Nationalrat Martin Candinas (Die Mitte). Auch die «Operation Libero» unter Stefan Manser-Egli und Sanija Ameti ist auf Willes Seite, ebenso die grösste Schweizer Mediengewerkschaft SSM unter Salvador Atasoy und Rafaël Poncioni.