Es ist der 12. März. Die Bundesversammlung wählt Martin Pfister zum neuen Bundesrat. Schweizer Fernsehen und Radio sind auf allen Kanälen dabei; berichten live aus dem Nationalratssaal in Bern, analysieren, ordnen ein, interviewen den frisch gewählten Bundesrat. Öffentlich-Rechtliches at its best. Susanne Wille ist begeistert. Die ehemalige Politik-Journalistin schaut und hört in alle Sender rein. An einem Tag wie diesem kann die SRG glänzen, die Einschaltquoten schiessen in die Höhe. Doch es gibt nicht jeden Tag eine Bundesratswahl oder ein glorioses Lauberhornrennen oder ein ESC-Finale mit Schweizer Besetzung. An allen anderen Tagen kämpft die SRG mit sinkenden Zuschauerzahlen. Die Einnahmen aus Werbung und Sponsoring sinken damit im Einklang. Gleichzeitig steigt der politische Druck. Das alles soll die neue Frau an der Spitze lösen. Susanne Wille hat die Herausforderung unerschrocken angenommen.
Gleich am ersten Tag legt sie sich die Messlatte extrem hoch. Sie will das Schweizer Fernsehen und Radio grundlegend umbauen. Es soll die «grösste Transformation in der Geschichte der SRG» werden. Bis 2029 will sie die gigantische Summe von 270 Millionen Franken einsparen – das entspricht rund 17 Prozent des Budgets. Zu viel Geld, um Sparziele an die einzelnen Konzerneinheiten zu verteilen. Es braucht eine historische Transformation. Die Kernfrage lautet: Wie muss die SRG der Zukunft aussehen, um trotz engerem Finanzrahmen stark zu sein? Das Projekt erhält den rätoromanischen Namen «Enavant»: Nach vorn.