Was bedeutet der Krieg in der Ukraine für Syngenta?
Priorität hat die Sicherheit unserer 730 Mitarbeiter. Wir haben über 100 Familien bei der Flucht geholfen. Wir zahlen unsere Leute extra und früher, helfen mit Arrangements, unterstützen Hilfswerke vor Ort.

Sind Ihre Werke dort noch in Betrieb?
Zu einem gewissen Ausmass. Aber viel relevanter ist: Kommt die Saat zu den Bauern, und bekommen die Bauern die Saat in die Erde? Ich weiss nicht, ob allen bewusst ist, wie nahe die Welt schon vor dem Krieg an einer ernsten Nahrungsmittelkrise war.

Wie bitte?
Der Krieg macht das noch einmal deutlich schlimmer. 25  Prozent des Weizens weltweit kommen aus der Ukraine und Russland, 50  Prozent der Sonnenblumen aus der Ukraine, 40 Prozent des Kalidüngers aus Russland und Belarus. Die Preise sind schon stark gestiegen, jetzt werden sie noch schneller steigen. Der Westen kann sich das leisten, aber viele Länder oder Hilfsorganisationen nicht.

Befürchten Sie Hungersnöte?
Das Risiko ist gross. Man liest viel darüber, dass Russland eine Menge Öl und Gas liefert und dass Europa davon abhängig ist. Das ist wichtig, aber man kann Energie für eine gewisse Zeit ab- und dann wieder anschalten. Wenn man im Ackerbau eine Saison verpasst, bekommt man nie sie wieder.
Hohe Brotpreise waren ein Auslöser des Arabischen Frühlings 2010. Auch jetzt besteht ein grosses Risiko politischer Unruhen. Wir reden viel über Klimawandel und CO2-Emissionen. Das ist wichtig, aber jetzt ist die Versorgungssicherheit ein ebenso wichtiges Thema für die Welt.

Wie könnte eine Lösung aussehen?
Firmen, NGOs und Regierungen müssen zusammenarbeiten, etwa bei der Regulierung von Saatgut und Pflanzenschutzmitteln. In der Corona-Krise hat man ja auch die Prozesse angepasst für die Zulassung von Medikamenten, sonst hätten wir zehn Jahre auf einen Impfstoff warten müssen.

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Viele westliche Firmen ziehen sich aus Russland zurück. Syngenta als chinesischer Konzern auch?
Die gesamte Branche hat entschieden, aus humanitären Gründen im Land zu bleiben. Wenn wir unsere Produkte auf andere Märkte umleiten können, dann tun wir das. Wenn nicht, unterstützen wir die Bauern vor Ort.