Ein Ende mit Schrecken ist ja bekanntlich immer noch besser als ein Schrecken ohne Ende: Mitte August hatte die Diethelm Keller Gruppe (DK) angekündigt, dass ihre Tochterfirma STA Travel Holding, früher als Schweizerischer Studentenreisedienst (SSR) bekannt, in die Insolvenz gehen müsse. Corona habe auch STA die Luft abgeschnürt. In den zahlreichen Ländergesellschaften könne lokal das operative Geschäft fortgeführt werden.
Bisher gingen jedoch keine Rettungsmeldungen ein, regionale Konkursverwalter führen jetzt die Insolvenzverfahren. Insgesamt dürften 1500 Jobs auf dem Spiel stehen, auf DK dürften millionenteure Abschreiber zukommen.
Konzept sah Erlöse im dreistelligen Millionenbereich vor
Vor einigen Jahren hätten die Erben-Eigentümer Andreas und Adrian Keller noch mit einem blauen Auge davonkommen können. Wie zwei Insider bestätigen, kursierte damals ein Verkaufskonzept in der Gruppe. STA schwächelte ohnehin chronisch punkto Profitabilität; die deutsche Tochtergesellschaft zum Beispiel, deren Ergebnisse im Handelsregister einsehbar sind, kam auf Gewinnmargen im einstelligen Prozentbereich, bisweilen waren es nur Promille.
Schwache STA-Töchter wie Deutschland, Südafrika oder die USA hätten geschlossen, starke Märkte wie Grossbritannien, die Schweiz, Australien oder Neuseeland einzeln an grössere Player verkauft werden sollen. Insgesamt wurde mit möglichen Verkaufserlösen von 120 bis 150 Millionen Franken kalkuliert. Das Konzept soll der renommierte Unternehmensberater Martin Wittig erstellt haben; er war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
«Unternehmerstolz» hinderte Eigentümer
Dass die Kellers STA dennoch behielten, begründet ein Insider mit «Unternehmerstolz». Die Kellers sähen sich als langfristig agierende Patrons; Verkäufe kämen in diesem Selbstbild nicht vor. Stattdessen akquirierte DK zu dieser Zeit, 2013, noch 50 Prozent des Berner Reiseveranstalters Globetrotter.
Der im selben Jahr zum CEO der Diethelm Keller Gruppe avancierte Angelo van Tol konnte bei STA das Steuer nicht mehr herumreissen. Van Tol ist als Investor an DK-Tochterfirmen beteiligt und verliert nun bei der STA-Insolvenz selber Geld. Zu «Spekulationen» über frühere Verkaufskonzepte wollte er sich nicht äussern und liess lediglich ausrichten, man habe immer wieder «Ideen geprüft» – aber «in den letzten zehn Jahren war keine valable Option darunter».