Als aktivistischer Investor in schlecht gemanagten Konzernen betätigt sich Zementbaron Thomas Schmidheiny seit rund einem Jahr. Jetzt mischt er auch in der Start-up-Szene mit: Gerade hat sein Family Office Spectrum Value Management in einer Seedrunde in das Berner Jungunternehmen Spacetek Engineering investiert.
Dieses hat eine neue Form von Massenspektrometern entwickelt, die besonders leicht, kompakt und robust sind und damit im Weltall eingesetzt werden können, aber auch in der – deutlich schneller wachsenden – Halbleiterindustrie, wo die Wartung wegen der Reinraum-Anforderungen besonders schwierig ist.
Die Technologie dafür wurde an der Universität Bern entwickelt, die Firma 2018 ausgegründet. Rund 20 Mitarbeiter um CEO Jürg Jost beschäftigt Spacetek inzwischen, «quasi jeder hat einen Doktortitel», sagt Chief Commercial Officer Maximilian Rothenberger. Es ist die zweite Finanzierungsrunde für Spacetek, insgesamt hat die Firma nun 9,2 Millionen Franken eingesammelt.
Lead Investor ist Swisscom Ventures. Bei den ersten wichtigen Halbleiterherstellern in Asien hat Spacetek bereits Fuss gefasst: «Wir werden die Mittel nun nutzen, um die Zertifizierung bei den Endkunden zu erreichen», sagt Rothenberger. Auch bei amerikanischen und europäischen Weltraummissionen mischt Spacetek mit.
«In den nächsten drei Jahren werden wir profitabel werden», so Rothenberger.«Die Firma ist ein spannender Case mit einer guten Technologie», sagt Ilias Läber, Managing Partner von Spectrum: «Super Upside, aber natürlich auch High Risk, wie immer bei Early Ventures.» Gemessen an Schmidheinys Gesamtvermögen (in der Liste der 300 Reichsten der Schweiz schätzt ihn BILANZ mit 3 bis 3,5 Milliarden Franken ein), ist die Investitionssumme zu vernachlässigen.
Den Venture-Bereich insgesamt aber will Spectrum weiter ausbauen: «Ziel ist, insgesamt in 20 bis 25 Jungfirmen investiert zu sein», so Läber.Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt ist in der Schweiz in den letzten Jahren ein wichtiger Zulieferer-Cluster für die weltweite Halbleiterindustrie entstanden. Etwa die Start-ups Unisers und K2 Photonics (beide in Zürich), das noch junge ETH-Spin-off Chiral Nano oder die schon etablierte Evatec in Trübbach SG. Dazu kommen als Platzhirsche natürlich Inficon in Bad Ragaz sowie die seit 1996 an der Börse kotierte Comet Holding in Wünnewil-Flamatt FR, beide mit einem Umsatz von zuletzt jeweils rund 580 Millionen Franken. «Man unterschätzt, wie wahnsinnig mächtig die Schweiz in dieser Industrie ist», so Rothenberger.