Es mag ja mal was schieflaufen, aber dann sind die Märkte schuld, die Umstände, andere Personen, aber doch nicht er! Selbstkritik ist seine Sache nicht, lieber liebäugelt er mit der Veröffentlichung seiner Autobiografie, als «der Obama der Finanzen» – wie ihn seine britischen Literaturagenten laut der Newssite «Africa Intelligence» anpriesen, als sie vor rund einem Jahr mit dem Projekt bei verschiedenen Verlagen hausieren gingen.
Vor wenigen Wochen hat er seine jüngste Niederlage einstecken müssen. Sein SPAC – so nennt man Mantelgesellschaften, die bei Investoren Geld einsammeln, um zu fusionieren und an die Börse zu gehen – musste mitteilen, dass die Pläne bezüglich Human Longevity, gegründet von Genomik-Pionier Craig Venter, auf Eis gelegt werden mussten. Human Longevity sei «einfach noch nicht bereit für den Börsengang», liess er die «Financial Times» wissen. «Aus den grossen Plänen des Ex-Credit-Suisse-Chefs Tidjane Thiam wird vorerst nichts», kommentierte die «Neue Zürcher Zeitung». Klar, der SPAC-Boom ist vorbei, die Lage angesichts schlechter Börsen und IPO-Märkte für alle schwer geworden, doch Thiam ist erst spät auf den Modezug aufgesprungen und hatte schon vorher für negative Schlagzeilen gesorgt, etwa Mitte 2022, als Investor Pimco ausstieg, was als Misstrauensvotum gewertet wurde. Man habe einen «besser passenden Investor» gefunden, giftelte Thiams CEO Adam Gishen.
Natürlich trifft Thiam auch am Niedergang der CS, wo er von 2015 bis 2020 CEO war, keine Schuld: «Ich war extrem hart und bin recht stolz darauf, dass nichts davon unter meiner Aufsicht passiert ist», sagte er Ende November an einem Bankensummit. Dass sein Umbau nach Regionen ein zentrales Risk Management erschwerte, dass er es war, der die später geschasste Risikochefin Lara Warner befördert hatte und dass die Bank fünf Jahre verlor, weil die von ihm implementierte Strategie von seinen Nachfolgern wieder rückgängig gemacht wurde – was kümmerts ihn.