«Mutig, mutig», betitelte BILANZ 2019 den ersten Bericht über Norqain, nachdem die beiden Frontmänner Ben Küffer, CEO, und Mark Streit, Ex-NHL-Legende und Investor, ihre ersten Uhren vorgestellt hatten. Und das war es auch: An Norqain war nichts neu, ausser die Marke an sich: solide mechanische ETA-Werke, schönes Design, solide Bauweise, Swiss made. Die beiden Jungunternehmer wussten, dass kein Mensch auf noch eine Uhrenmarke gewartet hatte, «aber davon wollten wir uns nicht beirren lassen», so Küffer. Er besitzt zusammen mit seinem Vater Marc Küffer die Mehrheit am Unternehmen. Der Senior war langjähriger CEO und Mitinhaber von Roventa-Henex in Tavannes, wo die Norqain-Uhren auch hergestellt werden. Der Junior war zwölf Jahre lang Brandmanager bei Breitling, bevor die Grenchner Marke an den britischen Private Equity Fund CVC verkauft wurde.
Ihre Norqain-Eröffnungsbilanz: Netzwerk: weltumspannend, Branchen-Know-how: top, Ehrgeiz: skyscraping, Geld: vorhanden. Das fruchtete schnell: 2019 wurden statt der geplanten 1000 über 4000 Uhren verkauft. Norqain schaffte es mühelos bei etablierten Händlern wie Bucherer in der Schweiz, Wempe in Deutschland und Govberg in den USA ins Sortiment.
2020 feierten Küffer und sein inzwischen 16-köpfiges Team die Allianz mit Kenissi.
Der Werkebauer aus Le Locle, gegründet von der Rolex-Tochter Tudor und zu 20 Prozent in Besitz von Chanel, gilt bei der Kundenselektion als höchst wählerisch. Geholfen hat fraglos, dass dort mit Jean-Paul Girardin ein einstiger Breitling-Kapitän das Sagen hat. Die uhrmacherischen Ambitionen wachsen, die ersten Chronometer-zertifizierten Zeitmesser kommen auf den Markt und verkaufen sich wie von selbst. Das Rezept: Norqain fliegt qualitativ, ohne preislich abzuheben. «Unser Sweet Spot sind und bleiben 2000 bis 6000 Franken», sagt Küffer.
Hinter ihm liegt ein Bombenjahr. «Wir haben um 117 Prozent zugelegt», sagt der Chef von inzwischen 53 Mitarbeitenden und Kumpel von Markenbotschaftern wie Andreas Steindl, der das Matterhorn rennend zu bezwingen pflegt, oder Tina Weirather. Die ehemalige Skirennfahrerin ist neu sogar Norqain-Verwaltungsrätin. Der Grösste in der Norqain-Botschaftergalerie ist Dean Schneider, seit 2022 an Bord. Der Ex-Banker hat in Südafrika das Wildtierreservat Hakuna Mipaka gegründet und ist auf Social Media damit zum Star geworden. Schneider hat zehn Millionen Follower – und natürlich eine eigene Linie in der 2022 lancierten neuen Kollektion «Wild One». Die Uhren, die mit ihm in Verbindung stehen, sind verkauft, kaum hat er sie auf Instagram zum Thema gemacht. Gut für ihn, der einen Teil des Erlöses kassiert, phänomenal für Norqain.
By the way: In die Konzeption der «Wild One» war auch der Grandseigneur der Branche, Jean-Claude Biver, involviert. Als Pusher im Hintergrund. Der 73-Jährige hatte offenbar seinen Spass mit Norqain und sieht die Zukunft rosig. Jedenfalls hat er zwischenzeitlich seine Rolle geändert – er wollte nur beraten – und hat investiert. Geschehen im Rahmen einer Kapitalerhöhung, die Küffer im Bann des sensationellen 2022 – «ich glaube es manchmal selber fast nicht» – initiiert und dank «Friends & Familiy» (Küffer) zum Erfolg geführt hat auf Basis einer aktuellen Bewertung des Unternehmens, gemäss Küffer «eines hohen zweistelligen Millionenbetrags». Konkreter wird er in Bezug auf sein nächstes grosses Ding: Demnächst geht am Zürcher Rennweg eine Norqain-Boutique auf, die zweite nach derjenigen in Zermatt.
Den Auftakt 2023 macht Küffer aber mit einem zweiten Akt mit Dean Schneider: Am 8. März, anlässlich des Internationalen Frauentags, wurde eine neue Hakuna-Mipaka-Uhr lanciert, mit 40-mm-Edelstahlgehäuse, Leopardenmuster auf dem schwarzen Zifferblatt. Und auch auf dem schwarzen Kautschukarmband, das sich veloursartig anfühlt, dank 0,6 mm langen Kautschuk-Härchen. Im Gehäuse arbeitet das COSC-zertifizierte Kaliber NN08. Die Auflage ist nicht limitiert. Die Uhr kostet 3490 Franken. Davon gehen zehn Prozent an Hakuna Mipaka.