Es war ein spezielles Angebot für eine spezielle Bewerbung. Dass der langjährige Vontobel-Chef Zeno Staub für den Nationalrat antrat, hatte in der geschwätzigen Zürcher Banken-Community bereits für Erstaunen gesorgt.
Doch jetzt griff der 54-Jährige zu einem Werbemittel besonderer Art. Nach dem Motto «Rent a Zeno» konnten ihn private Haushalte bei einer Zusammenkunft ab 15 Personen für eine Stunde zur Hausparty («Grillieren, Raclette oder einfach so») begrüssen. Der Bankchef, bislang als eher verkopft bekannt, soll durchaus Wärmepunkte gesammelt haben.
Genützt hat es nichts. Der Angriff auf einen Parlamentssitz endete unspektakulär: Staub wurde nicht gewählt. Zwar legte seine Partei Die Mitte auch im Kanton Zürich ordentlich zu.
Doch der Vontobel-Chef holte gerade 4867 Stimmen. Es war ohnehin eine wilde Wette: Die von Staub angeführte Mitte-Unterliste «Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft» war bislang höchstens Polit-Feinschmeckern bekannt. Seine Wahlchancen im Vorfeld: kaum existent.
Da fragen sich viele Mitarbeiter: Warum hat sich der strategisch so beschlagene Bankchef auf dieses Wagnis eingelassen? Maggie Thatcher, so die Fama, zog nur in Schlachten, die sie sicher gewinnen sollte.
Dieses Motto galt bislang auch für erfolgsverwöhnte Wirtschaftsführer wie Staub. Gewiss, der promovierte HSG-Absolvent pflegt seine eigene Motivation: Er stammt aus einfachen Verhältnissen – sein Vater arbeitete als Schulabwart – und war immer politisch interessierter und intellektuell breiter als die vielen Bonus-Banker um ihn herum.