Kürzlich enthüllten SRF-Journalisten, dass auf mehreren Kakaoplantagen in Ghana, die auch Lindt & Sprüngli beliefern, Kinder arbeiten. Im Beitrag sieht man Buben, die schwere Körbe mit Kakaobohnen tragen – einige von ihnen sind gerade mal fünf Jahre alt.
Experten kritisieren, dass Lindt & Sprüngli, ebenso wie viele andere Produzenten, den Kakaobauern zu niedrige Preise zahlt und sie so dazu zwingt, ihre Kinder bei der Ernte einzuspannen, statt sie zur Schule zu schicken. Süsse Goldhasen und Lindor-Kugeln bekommen einen bitteren Beigeschmack. Nachdem bei Lindt & Sprüngli seit Jahren proklamiert worden ist, man könne jede Kakaobohne bis zum Ursprung zurückverfolgen, kommen nun Zweifel daran auf.
Zwar ist Kinderarbeit kein Lindt-spezifisches Problem. Auch der weltweit grösste Schoggi-Hersteller, Barry Callebaut, stösst bei Kontrollen regelmässig auf Minderjährige bei der Ernte. Im Kakaosektor ist der Missstand weit gestreut. Laut Experten setzt die Hälfte der Kakaobauern in Ghana Kinder als billige Erntehelfer ein. Trotzdem dürfen die Erwartungen an Lindt & Sprüngli besonders hoch sein. Nicht nur, weil es der grösste Abnehmer von Kakao in Ghana ist – schätzungsweise 80 000 Farmer beliefern das Kilchberger Unternehmen. Lindt-Schoggi ist auch ein Premium-Produkt mit entsprechend hohen Preisen.
Diese sind im letzten Jahr sogar noch gestiegen und haben dem Konzern einen Rekordumsatz von mehr als fünf Milliarden Franken eingebracht. Während der weltweite Schokoladenmarkt schrumpft, verkauft Lindt & Sprüngli mehr Schokolade als je zuvor, weil die Kunden nicht vor höheren Preisen zurückschrecken. Lindt betreibt bereits viel Aufwand, um Kinderarbeit einen Riegel vorzuschieben. Das 2008 lancierte hauseigene «Farming Program» gilt unter Experten als sehr gut – doch offensichtlich ist es noch nicht gut genug. Wir sind überzeugt, das können Sie besser, Herr Lechner!