Was legitimiert Elon Musk eigentlich dazu, sich in die europäische Politik einzumischen? «Olaf ist ein Narr», twitterte er auf Deutsch, als Bundeskanzler Scholz die Ampel ausschaltete. Gegen den britischen Premier Keir Starmer liess er eine ganze Tweet-Tirade ab, verglich dabei Grossbritannien mit der Sowjetunion. Er beschimpfte die italienischen Richter, die Giorgia Melonis Flüchtlingslager in Albanien als verfassungswidrig einstuften. Zuvor hatte er bereits den kanadischen Premier Justin Trudeau mit Hitler verglichen.

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Klar, Elon Musk ist einer der erfolgreichsten Unternehmer der Geschichte, ein Disruptor, der gewaltige Werte geschaffen hat, auch für sich selbst. Aber er hat null politische Erfahrung oder Kompetenz und, weil er nie in ein Amt gewählt wurde, auch keinerlei demokratische Legitimation. Vor allem aber: Was Scholz oder Starmer machen, was italienische Richter entscheiden, geht ihn schlicht nichts an – es betrifft ihn auch gar nicht. Ich habe Musk zweimal länger interviewt, als Tesla noch nicht der wertvollste Autokonzern der Welt war und SpaceX-Raketen noch gerne explodierten. Ich erlebte einen Macher, extrem ehrgeizig, blitzschnell, getrieben, aber humorvoll und optimistisch. Inzwischen ist er komplett abgehoben, von Ja-Sagern umgeben, egoistisch, impulsgesteuert, häufig hasserfüllt. Er irrlichtert von einer Idee zur nächsten, wird zunehmend zum Technofaschisten, und seit er Twitter gekauft und zu X verhunzt hat, meint er die Welt zu wirklich jedem Thema mit seinen Weisheiten beglücken zu müssen. Einst wollte Musk die Menschheit retten, indem er sie aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen befreit. Den Klimaleugner und Öl-Fan Donald Trump zu vergöttern, ist nun sein Neues Teslament. So viel zum Thema Glaubwürdigkeit. Zum Dank holt Trump ihn als Berater, der den US-Beamtenapparat kleinhacken soll. Die Bromance wird nur so lange gut gehen, bis die beiden Alphatiere zum ersten Mal aneinandergeraten. Mal sehen, wie viel politische Kompetenz Musk bis dahin angesammelt hat.

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