Jeweils im März und September fühlt Deloitte den Finanzchefs in 25 Ländern den Puls: Wie sehen sie die wirtschaftliche Entwicklung, wo die Risiken? Dieses Mal kam, wegen der Parlamentswahlen, für die rund hundert Befragten in der Schweiz ein Themenblock dazu: Welche Probleme sollen National- und Ständerat nach den Wahlen prioritär angehen?

Die Ergebnisse überraschen. Denn als wichtigste Staatsaufgabe sehen die Befragten die Gewährleistung der Cybersicherheit. Überraschend, weil sich eigentlich jedes Unternehmen selbst vor Hackern und Malware schützen sollte. Doch um mit der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft voranzukommen, braucht es auch eine funktionierende Cyberabwehr.

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«Dabei geht es auch um die Weiterentwicklung der nationalen Cyberstrategie sowie um gesetzliche Rahmenbedingungen zur Meldung, Erfassung und Analyse von Angriffen», sagt Reto Savoia, als Chef des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Deloitte Schweiz Auftraggeber der CFO-Umfrage. Wichtig sei auch, dass Unternehmens- sowie persönliche Daten beim Staat sicher seien und staatliche Stellen Cyberangriffe abwehren könnten – «eine wichtige Voraussetzung für E-Government-Dienstleistungen, das E-Voting oder das elektronische Patientendossier.»

Die Sicherung der bilateralen Beziehungen zur EU wird von zwei Dritteln der Befragten als prioritäre Staatsaufgabe angesehen – etwas mehr als vor den letzten Wahlen 2019, dennoch nicht mehr Thema Nummer eins. Gleich deutlich wichtiger als vor den letzten Wahlen 2019 schätzen die Befragten die Sicherheit der Energieversorgung ein – eine Folge des Ukraine-Kriegs und der AKW-Abschaltungen in Mühleberg und in den Nachbarländern.

Dabei geht es vor allem um regulatorische Aspekte «wie etwa die vollständige Liberalisierung des Strommarkts, die tendenziell zu sinkenden Strompreisen und weniger frappanten regionalen Preisunterschieden führen dürfte», so Savoia. Die Energiesicherheit ist für fast doppelt so viele CFOs wichtiger als der Klimaschutz. Und da wir gerade bei dem Themenbereich sind: Den Schutz der lokalen Umwelt sehen nur 15 Prozent der Befragten als drängende Staatsaufgabe. «Vor dem Hintergrund der geopolitischen Verwerfungen und der wirtschaftlichen Herausforderungen sehen die Firmen andere Themen als dringender an», so Savoia.

Wobei es ja im Interesse der Unternehmen selber liegt, beim Umwelt- und Klimaschutz mit gutem Beispiel voranzugehen.Bürokratieabbau, der Ausbau der Digitalisierung und die Sicherung der Sozialwerke sind Dauerbrenner, deren Relevanz sich gegenüber 2019 nicht dramatisch geändert hat. Spannend zu sehen ist aber, welche Themen – neben dem Umweltschutz – den Finanzchefs nicht primär am Herzen liegen: Die Aus- und Weiterbildung einheimischer Fachkräfte etwa ist nur für 31 Prozent ein drängendes Thema, die Arbeitsmigration nur für 30 Prozent – trotz des allerorts beklagten Fachkräftemangels.

Eine Reduzierung der Steuer- und Abgabenbelastung sowie eine Liberalisierung des Arbeitsrechts fordern mit 24 bzw. 13 Prozent noch weniger der Befragten. «Als positives Zeichen für die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz» wertet Savoia die kaum vorhandenen Forderungen nach Steuersenkunden: «Die finanzielle Belastung für Unternehmen in der Schweiz wird im Vergleich zu den europäischen Nachbarn als moderat empfunden.» Und das Arbeitsrecht gilt in der Schweiz bereits als eines der liberalsten in Europa. Keine nennenswerte Relevanz hat für die CFOs ein SVP-Wahlkampfthema: die strikte Auslegung der Neutralität – wohl auch, weil davon primär die Rüstungsfirmen betroffen sind.Die Wunschliste der Schweizer Finanzchefs haben die neu gewählten Parlamentarier damit. Was sie damit machen, ist eine andere Frage.