Neustart für die Marke von Alain Silberstein, die seinen Namen trägt und mehr als zehn Jahre lang inaktiv war. Jetzt kommt der Designer mit einem Produkt, wie man es von ihm wohl nicht erwartet hätte. Genauso wie damals, 1987, als er damit begann, seine «lächelnde Kunst» mit ernsthaften Uhren aufzubauen.  

Dass er seinen Pioniergeist bewahrt hat, zeigt Alain Silberstein mit einem Objekt namens iZman. Es ist eine mobile Uhr, eine Art Kreuzung aus einem iPhone der ersten Generation, einer Reisependulette, einer Uhr mit grosser Komplikation und einem Schweizer Taschenmesser.  

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Auf der Vorderseite finden wir, von oben nach unten: erste Zeitzone, Smiley-Wochenplan (jeder Tag hat seine eigene Stimmung), Datum, Alarm, zweite 24-Stunden-Zeitzone, Gangreserven. Auf der Rückseite: Tourbillon, Alarm (Tonfeder und Hammer), Einstellung für die erste sowie die zweite Zeitzone.  

iZman setzt die Reise von Alain Silberstein dort fort, wo die Macht der Dinge ihn aufgehalten hatte – wirtschaftliche Gründe zwangen ihn 2012, Konkurs anzumelden. Seither hat er nur noch mit anderen Firmen zusammengearbeitet.  

Im Jahr 2023 verwirklicht er nun endlich, was er schon lange vorhatte: Er entwickelt ein eigenes Uhrwerk, das von Olivier Mory, Uhrmacher in La Chaux-de-Fonds, gefertigt wird. Alain Silberstein hatte während der Renaissance der mechanischen Uhr zur Uhrmacherei gefunden, bisher musste sich der unabhängige Kreateur aber mit dem arrangieren, was die Industrie ihm bieten konnte. Er wechselte von einem Kaliber zum nächsten, je nach Verfügbarkeit – Fusionen und Übernahmen schluckten nämlich bald einen Hersteller nach dem anderen.  

Nun hat er also sein erstes eigenes Kaliber, und dieses erste Kaliber ist quasi ein Totem, das Totem der Zeit. Zman bedeutet Zeit auf Hebräisch, iZman heisst «meine Zeit», und alle Lesarten der Zeit, die Alain Silberstein zu seinem Stil gemacht hat, finden sich darin wieder: «Es erzählt Geschichten, die bereits in Uhren erzählt worden sind.» Es geht um die Zeit, die nicht stehen bleibt – im Tourbillon. Um die Zeit, die verbleibt – in der Gangreserve. Und um die Zeit, die schreit – im Alarm. Dazu kommen die Zeit als Ge-fäss (Zifferblätter in Mulden), die grafische Zeit (Formen und Farben), die Zeit zum Ablesen (die Zeiger bilden keinen Winkel, das Ablesen der Uhrzeit baut sich sozusagen auf). Es fehlen nur noch die knappe Zeit (als Chronograph) und die vergehende Zeit (als Sonnerie) – Letztere ist im Entstehen begriffen.  

Das Objekt ist mobil, passt in die Hosentasche und kann auf einen Tisch gestellt werden. Alain Silberstein sieht in iZman einen Büro-assistenten: «Alle Präsidenten haben eine Standuhr auf ihrem Schreibtisch.» Schon Napoleon habe auf dem Feldzug seine Pen-dulette nicht aus der Hand gegeben.  

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Die Form kam mit der Funktion: Zwei Zeitzonen ergeben zwei Zifferblätter, zwei Zifferblätter ergeben ein Rechteck. Der Rest war schnell entworfen: Wer bei der Kreation an ein Taschenobjekt denke, komme um das iPhone nicht herum – eine Referenz an Jonathan Ive, den «genialen Designer von Apple». Und wer ein Multifunktionsgerät plane, denke unweigerlich an das Schweizer Taschenmesser: Der Aufzugsschlüssel der Uhr ist wie eine Pinzette in einer Ecke untergebracht.  

Das Stück sei «zum Verschenken gemacht», ein Geschenk an sich selbst oder an jemand anders. Und ein Gemeinschaftsobjekt: «Wenn es auf dem Tisch steht, sehen auch Besucher sein mechanisches Schauspiel auf der Rückseite.» Es sei ferner ein Motivations-objekt, «um die Galerien zum Zeigen von Uhrmacherkunst zu motivieren», ein reales Objekt, «um den Metaverse-Marken den Garaus zu machen», und schliesslich ein selbst finanziertes Objekt: Die Subskription wurde an den Genfer Uhrensalons gestartet.  

Dieser Artikel erschien zuerst bei «Watch Around».