Wo Rauch ist, ist auch Feuer: Vor etwa drei Wochen tweetete Astrid Wendlandt aka Miss Tweed, Breitling werde Gallet kaufen. Am 18. März wird es offiziell: Breitling expandiert das Markenportfolio und übernimmt Gallet.

Gallet? Bei einer Blitzumfrage auf der Redaktion war der Name niemandem ein Begriff. Das war ganz anders, als Breitling-CEO Georges Kern 2023 die Übernahme von Universal Genève verkündete. Die kannte fast jede und jeder. Mit Universal Genève – die ersten Uhren kommen 2026 – will Kern preislich in höhere Gefilde.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Erschwinglichere Alternative

Mit Gallet – die ersten Uhren kommen ebenfalls 2026 – will er nun denen etwas bieten, die in einer Breitling-Boutique, wo eine Uhr heute im Schnitt 7200 Franken kostet, nichts kaufen, weil es ihnen zu teuer ist. «Breitling hat sich stark entwickelt, unser Durchschnittspreis ist stark gestiegen», sagt Kern. Gallet soll das ändern. Gemäss Kern werden diese Uhren «knapp 3000 bis etwa 5000 Franken» kosten. Damit betritt er ein Spielfeld, das zahlreiche Uhrenmarken in letzter Zeit verlassen haben, da es nicht lukrativ genug war. Kern ist überzeugt: «Das viel gehörte Argument, dass nur das High-End-Segment läuft, stimmt nicht.» Den Beweis will er nun liefern.

Mit der Akquise bekommt Breitling, was Rolex in Tudor hat: eine kleine Schwester. Sie werde eine eigene Markenidentität und -positionierung bekommen, betont Kern, ansonsten aber sehr eng mit Breitling verbandelt sein. Konkret: Man werde für die neue Marke auf die bestehenden Breitling-Strukturen zurückgreifen – «gleiche Supply Chain, gleiches Manufacturing, gleiches Management und gleiches Distributionsnetz».

Für Kern ist die Gallet-Übernahme «ein natürlicher nächster Schritt in der Expansion von Breitling». Breitling-Präsident Alfred Gantner doppelt nach: «Die Übernahme von Gallet ist der zweite wichtige Schritt, der die langfristige Strategie unterstreicht, die wir aufgebaut haben.» Gantner ist Co-Gründer der Private-Equity-Firma Partners Group, die im Oktober 2021 51 Prozent von Breitling übernommen hat. Die langfristige Strategie ist darauf ausgelegt, das Unternehmen dereinst an die Börse zu bringen.

Eingeschlafene Marke

Gallet, gegründet 1826, ist eine eingeschlafene Marke mit Geschichte und Zeitmessern, die auf den ersten Blick gut zu Breitling passen – darunter zwei ikonische Chronografen – der Flying Officer und der Multichron Clamshell. Ersterer war für die Überwachung mehrerer Zeitzonen konzipiert. Gemäss Firmenchronik besass Harry Truman, damals noch Senator und später US-Präsident, diese Uhr und staffierte 1939 die Piloten der United States Air Force mit dem Zeitzonen-Chronografen aus. Und es war auch eine Gallet, die den 59-Sekunden-Flug der Gebrüder Wright damals gestoppt hat. Storys wie diese gibt es gemäss Kern zahllose. Dass sie mehrheitlich in den USA spielen, rührt daher, dass Gallet in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den US-Markt expandiert und dieser rasch zum Hauptmarkt der Marke geworden war. Die USA sind ein wichtiger Breitling-Markt: Rund ein Viertel des Umsatzes, den Morgan Stanley und Luxeconsult bei 850 Millionen Franken verorten, wurde 2024 dort erwirtschaftet.

Gallet ist dort, anders als hier, ein bekannter Name, und auf Chrono24 sind auch ein paar sehr schöne historische Gallets zu stolzen Preisen im Angebot. Aber als Uhrenmarke existiert Gallet schon lange nicht mehr. «Wir haben das grosse Glück, dass wir auf einem weissen Blatt Papier starten können», sagt Kern, «Gallet ist keine bestehende Marke und hat keine Altlasten.» Bevor Breitling kam, gehörte der Name einem Unternehmer aus Zollikon ZH. Er hat seine Einträge im Handelsregister inzwischen streichen lassen. Was Breitling das gekostet hat? «Wir äussern uns nicht zu vertraglichen Details der Übernahme», sagt Kern. Ein Branchenkenner schätzt, dass Breitling für Gallet zwischen 10 und 15 Millionen Franken bezahlt hat. Pro memoriam: Für Universal Genève hat Breitling der vormaligen Besitzerin Stellux um die 60 Millionen überwiesen. 

BILANZ Watches Newsletter abonnieren
Erhalten Sie jeden Freitagnachmittag unseren BILANZ Watches Newsletter und erfahren Sie alles über aussergewöhnliche Zeitmesser, die Macherinnen und Macher hinter den Marken, Branchengeflüster und Trends.
BILANZ Watches Newsletter abonnieren