Die Drehtür bei Chronext bleibt gut geölt: Vor einem Jahr hatte Gründer Philipp Man das Unternehmen verlassen und dem Walliser Philippe Roten Platz gemacht. Er sollte es richten und, wie es damals hiess, die Marke vorab vom Image des «billigen Jakobs» befreien. Der Manager, mit Erfahrungen bei Bang & Olufsen, Gübelin und der Swatch Group im Rucksack, war zuvor bei der Uhrenmarke Favre Leuba als Chef tätig gewesen – aktiv allerdings nur für ein Jahr. Noch kürzer geriet nun sein Gastspiel bei Chronext: Zehn Monate lang stand er auf der Kommandobrücke, Ende Dezember war Schluss.

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Der Nachfolger oder die Nachfolgerin soll demnächst bekannt gegeben werden, wie Verwaltungsratspräsident Till Spillmann bestätigt: «Eine erfolgsversprechende Lösung ist in Sicht.»

Spillmann, Anwalt und Immobilieninvestor und einst Partner bei den Zürcher Wirtschaftskanzleien Bär & Karrer sowie Niederer Kraft Frey, hat klare Vorstellungen zur Zukunft: Man werde vor allem die E-Commerce-Kompetenz verstärken. Denn Chronext sei, umgangssprachlich ausgedrückt, «ein riesiger E-Commerce-Töff», von der Komplexität des Geschäfts her vergleichbar mit grossen Playern wie Zalando. 

Momentan befinde man sich im Change-Management und habe interimistisch auch ausgewiesene Experten an Bord geholt. Die Rede ist von Georg Bauser und Michael Loretz. Beide arbeiteten zuvor für Airbnb, Loretz war auch Geschäftsführer von Watchmaster. Watchmaster, dies nebenbei, ist die Online-Plattform, die bald nach einem spektakulären Einbruch in ihre Tresoranlage in die Insolvenz ging. Zum Team gehört weiterhin Frederike Knop als Operationschefin, sie war gemäss Chronext-Homepage zuvor für Audemars Piguet an der Neuorganisation des deutschen Marktes beteiligt.

Laut Spillmann ist man mit Chronext derzeit auf guten Wegen. Zwar sei man in Bezug auf den Gewinn noch nicht ganz da, wo man heute sein wollte, mittlerweile aber habe man immerhin die Kosten fest im Griff: «Wir waren noch nie so nahe an der Rentabilität wie heute.»

Seit einigen Monaten ist als prominenter Branchenmann auch der ehemalige IWC-Manager Linus Fuchs bei Chronext als Berater dabei, er ist selber investiert und Mitglied des Verwaltungsrates.

Chronext ist zwar ein Schweizer Unternehmen, aber stark auf Deutschland fokussiert – das soll sich ändern

Als Head of Chronext Switzerland wurde überdies neuerdings Andreas Bösch zugezogen, er war früher bei IWC und bei Montblanc tätig, dann unter anderem Managing Director Asia Pacific für Ulysse Nardin und darauf für Carl F. Bucherer.

Die Personalie unterstreicht den Willen, das bisher vor allem auf Deutschland konzentrierte Geschäft stark in die Schweiz zu verankern. Ein äusseres Zeichen dafür ist am Zürcher Bellevue sichtbar: Im Schaufenster des renommierten Uhren-Retailers Galli hat Chronext neuerdings eine eigene Präsenz. Demnächst soll auch die bisher in Zug domizilierte Lounge nach Zürich verschoben werden.

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