Daniel Niederer, Chef und Co-Gründer der Uhrenmarke Sevenfriday, hat im Laufe seines Berufslebens eines gelernt: «Der Weg zum Ziel», so sagte er kürzlich an einer Präsentation im Zürcher In-Lokal Milchbar, «führt mitunter über einen Haufen Irrwege.» Und manchmal, so hätte er beifügen können, auch über brutale Imponderabilien. Jedenfalls hat die Covid-Pandemie seine in Asien stark verankerte Marke hart getroffen. Die Jahresproduktion des Lifestylebrands sackte von 25’000 auf 12’000 bis 15’000 Uhren ab. «Doch jetzt geht es wieder aufwärts», freut sich Niederer.

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Sevenfriday, muss man wissen, ist ein Sonderling unter den Schweizer Uhrenmarken. Sie ist zwar in Zürich beheimatet, wo die Uhren auch kreiert werden, sie produziert aber weitestgehend in Asien. Coolness statt Swissness ist sozusagen das Motto. Für Niederer war klar, dass sich seine Marke neu erfinden müsse, wie er sagt. Einerseits sollte sie dabei ihrer DNA treu bleiben und
deshalb die Seventies-TV-Screen-Gehäuseform beibehalten. Andererseits aber musste zwingend Neues her.

Musste seine noch junge Uhrenmarke nach der Covid-Krise neu erfinden: Dan Niederer.

Musste seine noch junge Uhrenmarke nach der Covid-Krise neu erfinden: Dan Niederer.

Quelle: ZVG

Zum Beispiel Design aus Indien. 2019 lernte Daniel Niederer im Mumbay die Designerin Shubhika Sharma kennen, Chefin ihres Labes Papa don’t preach. Man redete miteinander, und schon bald stand die Frage im Raum, ob ein gemeinsames Projekt nicht eine coole Sache werden könnte. Es dauerte vier Jahre, ein paar schlaflose Nächte – und einige Irrwege – bis die Uhr schliesslich
stand. «Doch heute ist sie ein Bestseller», freut sich Niederer über das Modell Sevenfriday X Papa don’t preach (siehe unten). Die Uhr spreche, so Niederer, eine Klientel an, die Sevenfriday bisher kaum hatte: Frauen.

Schweizer Uhr, indisches Design: Die Sevenfriday Papa don't preach

Schweizer Uhr, indisches Design: die Sevenfriday Papa don't preach

Quelle: ZVG

Brandneu ist die Anfangs September lancierte ME-Series (siehe unten). Sie feiert das zehnjährige Bestehen der M-Series, das zusätzliche «E» steht für Evolve (deutsch etwa: entwickle dich weiter). Sevenfriday-Designer Arnaud Duval liess sich dabei vom grossen US-Designer Raymond Loewy inspirieren, der die unvergessliche stromlinienförmige S1-Dampflok, die Chevrolet Corvette oder das Lucky-Strike-Zigarettenpäkli gestaltet hat. Auffallend an der neuen Uhr ist eine Art quergelegtes Ypsilon über das Zifferblatt. Es gibt den Blick auf drei Fensterchen frei: Links werden die Stunden auf
einer drehenden Scheibe angezeigt, rechts oben die Minuten, und rechts unten ist Raum für Dekoration und sonst gar nichts. «Ich habe Dekoration als solche stets auch als Funktion betrachtet»,
sagt Designer Arnaud Duval.

Die Neuste von Sevenfriday: die ME-Serie.

Die Neuste von Sevenfriday: die ME-Serie.

Quelle: ZVG

Wer eher auf Science-Fiction aus den 1950er-Jahren steht, dürfte vom Modell FREE-D (siehe unten) begeistert sein, jedenfalls erinnert die Uhr von der Seite betrachtet, stark an ein Raumschiff aus den damaligen Sci-Fi-Filmen. Die Produktion des Dekors hingegen ist Hightech, ein 3-D-Druckverfahren, Multijet-Fusion genannt, das auf Hewlett-Packard-Technik basiert und in Appenzell gefertigt wird. «Diese Technik erlaubt eine unglaubliche Formen-Freiheit», kommentiert Designer Arnaud Duval. Nebenbei, die Uhr, die ohne Mehrwertsteuer etwa 5000 Franken kostet – einiges mehr also als
der sonstige Durchschnittspreis der Marke von rund 1250 Franken – wird von einem Schweizer Sellita-Kaliber motorisiert. Ausgeschlossen ist Schweizer Technik also nicht mehr.

 

Retro-futuristisch: Die FREE-D von Sevenfriday.

Retro-futuristisch: Die FREE-D von Sevenfriday.

Quelle: ZVG