Am 9. November findet in Genf der Grand Prix d’Horlogerie de Genève statt, ein wichtiges Stelldichein der Branche – auch wenn längst nicht alle Marken mitmachen. Hauptpreis ist die Aiguille d’Or, der Goldene Zeiger. Was braucht es zum Sieg? Urteilen Sie selber: Wir präsentieren neun grossen Sieger seit 2002. Allen gemeinsam: Sie haben ein hochkompliziertes Werk, stammen von einer grossen Marke oder einem renommierten Uhrmacher, und sie kommen klassisch mit einem zeitgenössischen Touch daher. Man vergleiche mit den vier Uhren, die dieses Jahr wohl die aussichtsreichsten Kandidaten sind.
Die neun grossen Sieger seit 2002:
- Aiguille d’Or 2002: Patek Philippe: Ciel Lune, Réf. 5102
- Aiguille d’Or 2004: F.P. Journe: Tourbillon Souverain à Seconde Morte
- Aiguille d’Or 2005: Vacheron Constantin: Tour de l’Ile
- Aiguille d’Or 2010: Greubel Forsey: Double Tourbillon 30° Edition Historique
- Aiguille d’Or 2016: Chronométrie Ferdinand Berthoud: FB 1.1
- Aiguille d’Or 2017: Chopard: L.U.C Full Strike
- Aiguille d’Or 2018: Bovet: Récital 22 Grand Récital
- Aiguille d’Or 2020: Piaget: Altiplano Ultimate Concept
- Aiguille d’Or 2022: MB&F: Legacy Machine Sequential EVO
Aiguille d’Or 2002: Patek Philippe: Ciel Lune, Réf. 5102
Himmelskarte und allerlei andere Anzeigen, die das Herz der Astronomen schneller schlagen lassen. Dieser Zeitmesser hat zwei Eltern: die Star Caliber 2000, eine der kompliziertesten Taschenuhren aller Zeiten, und die Sky Moon Tourbillon, eine weitere Grande Complication im Armbanduhrformat. Die Referenz 5102 vereint alles um ein miniaturisiertes astronomisches Modul herum.
Aiguille d’Or 2004: F.P. Journe: Tourbillon Souverain à Seconde Morte
Alle Komplikationen stehen im Titel. Wir haben es mit einer typischen Neuinterpretation klassischer Komplikationen zu tun. Der Fokus dieses Stücks liegt auf der Ganggenauigkeit, aber nicht nur, wie die Komplexität des Werks beweist. Ein Meilenstein, auch der neuen klassischen Ästhetik, mit deutlichen Anleihen bei den grossen Meistern der Chronometrie. Nebenbei: F.P. Journe gewann zwei weitere Aiguilles d’Or.
Aiguille d’Or 2005: Vacheron Constantin: Tour de l’Ile
Vacheron Constantin hatte die erste Aiguille d’Or im Jahr 2001 mit einem Damenmodell der Haute Joaillerie geholt. Doch diese Tour de l’Île spielte in einer ganz anderen Liga. Sie war die Uhr zur Feier – die Marke wurde eben 250 Jahre alt –, ein Stück mit 834 Bestandteilen und 16 Komplikationen auf beiden Seiten: Tourbillon, doppelte Zeitzone, Ewiger Kalender, Minutenrepetition, Zeitgleichung, Sonnenauf- und -untergang, astronomische Anzeige und einiges mehr.
Aiguille d’Or 2010: Greubel Forsey: Double Tourbillon 30° Edition Historique
Robert Greubel und Stephen Forsey haben die Chronometerpräzision zu ihrem Ausdrucksgebiet gemacht und das Tourbillon zu ihrem Laboratorium. Das Doppeltourbillon 30° war ihre erste Erfindung im Jahr 2004: Ein um 30 Grad geneigter Käfig dreht sich in einem zweiten, flachen Käfig. Um dieser extremen 3-D-Mechanik gerecht zu werden, entwickelten sie eine eigene architektonische Ästhetik. Die Marke gewann später eine zweite Aiguille d’Or.
Aiguille d’Or 2016: Chronométrie Ferdinand Berthoud: FB 1.1
Es war eine der ersten Uhren der Marke, nicht aber ihres Gründers Karl-Friedrich Scheufele, Co-Präsident von Chopard. Hier ist die Technik eine Hommage an den Meister der Marine-Chronometrie, Ferdinand Berthoud: niederfrequentes Tourbillon, direkte Sekunde, Kette und Schnecke, 1120 Komponenten. In einer Ästhetik, die den Stil der grossen kardanischen Marine-Instrumente für das Handgelenk neu interpretiert.
Aiguille d’Or 2017: Chopard: L.U.C Full Strike
Es musste in jenem Jahr diese Uhr siegen – zum 20. Geburtstag ihrer Manufaktur in Fleurier hatte Chopard aufgetrumpft. Das Meisterstück ist eine Minutenrepetition, mit Tonfedern, welche aus einem Saphirblock gefertigt sind. Der Klang ist angeblich so klar wie eine Klinge, die auf böhmischen Kristall trifft. Alles andere an der Mechanik ist ein Superlativ. Mit der Eleganz, sie ohne Aufdringlichkeit zu zeigen. Und im ethisch korrekten Goldgehäuse.
Aiguille d’Or 2018: Bovet: Récital 22 Grand Récital
Dritter Teil einer Trilogie, die 2016 gestartet wurde. Eine Vollendung also, wie die Vielzahl der Komplikationen beweist. Die Uhr präsentiert sich als astronomisches Theater, das Tourbillon bei 6 Uhr wird zur Sonne, die Stunden drehen sich um 24 Stunden wie die Erde mit ihrem Satelliten, dem Mond, der seinen exakten Zyklus von 29,53 Tagen durchläuft. Auf der Rückseite befindet sich ein Ewiger Kalender mit retrogradem Datum. Unter anderem.
Aiguille d’Or 2020: Piaget: Altiplano Ultimate Concept
Den Namen hatte die Kollektion damals von den kargen peruanisch-bolivianischen Hochebenen erhalten, um die Schlichtheit des Designs zu markieren. Sie fiel in die Zeit des Wettbewerbs um die flachste Uhr, Piaget hatte dafür das legendäre Kaliber P12 als Ass im Ärmel. Die Uhr hier baute nur gerade zwei Millimeter hoch, was dem Rekord von Lassale aus dem Jahr 1976 entspricht. Aber mit Stil und mehr Technologie.
Aiguille d’Or 2022: MB&F: Legacy Machine Sequential EVO
Man versteht sehr gut, warum die Jury entschied, MB&F zu küren: Die Legacy Machine Sequential Evo hat alles, was man braucht, um eine Wettbewerbsbestie zu sein. Angefangen beim einzigartigen Kaliber: Doppelchronograph mit binärem Schalter (eine Art Funktionsmultiplikator). Das Design ist einzigartig – neoklassisch –, die Geschichte ist es auch: Wenn sich ein Kunstdirektor und ein frei denkender Uhrmacher treffen.
Dieser Artikel erschien zuerst bei «Watch Around».