Überdurchschnittlich robust, ein sportlicher Look und vollgepackt mit Abenteuerlust und einer unerschöpflichen Faszination für die Tiefen der Meere – kein Wunder, gehören Taucheruhren seit Jahren zu den populärsten Vertretern der mechanischen Armbanduhr. Man blickt auf die Uhr am Handgelenk und wird automatisch an Cousteaus Dokumentationen, Bessons «Le Grand Bleu», den einen oder anderen fiktiven Geheimagenten oder vielleicht sogar den letzten Urlaub erinnert.
Die Mehrheit der Uhrenhersteller bietet denn auch zahlreiche uhrmacherische Tauch-Buddies mit einem typischerweise einseitig rastenden Drehring und besonders wasserdichtem Gehäuse, zum Teil mit cleveren Zusatzfunktionen und aus innovativen Materialien.
Mechanische Taucheruhren sind heute leistungsfähiger und begehrter denn je, selbst wenn unter der Wasseroberfläche der Tauchcomputer zum Standard geworden ist. Womit, by the way, einmal mehr bewiesen ist, dass smarte Digital- und mechanische Luxusuhren durchaus in denselben Gewässern Platz haben.
Folgende fünf Modelle haben in der jüngeren Vergangenheit quer durch alle Preisregionen Wellen geschlagen:
1. Certina DS Super PH1000m
Die Swatch-Group-Tochter Certina brachte mit der DS Super PH1000m eine bis 1000 Meter wasserdichte Uhr aus den 70ern zurück und schafft es preislich sogar noch in den dreistelligen Bereich.
Das konische Design der 43,5 mm grossen Taucheruhr ist schlanker als das der Vorlage und wurde mit Saphirglas in die Gegenwart gebracht. Wie beim Original kann der Drehring auch hier nur durch gleichzeitiges Herunterdrücken eingestellt werden. Mit der dritten, petrolblauen Zifferblattvariante der bis 1000 Meter wasserdichten Taucheruhr von Certina unterstützt die Marke zudem die Arbeit der Sea Turtle Conservancy (STC), einer in Florida ansässigen Wohltätigkeitsorganisation, die sich dem Schutz der Meeresschildkröten verschrieben hat. Hinter dem «Panzer» in Form eines Edelstahlgehäuses arbeitet ein automatisches Werk mit 80 Stunden Gangreserve (Powermatic 80.611).
Preis: 915 Franken
2. Tudor Pelagos FXD
Mit den fixen Bandstegen (deshalb das Kürzel FXD), respektive dem aus dem Vollen gefrästen Gehäuse mit starren Bügeln fürs Band kann die Pelagos FXD ganz einfach an einteiligen Stoffbändern getragen werden. Die Konstruktion geht zurück auf fürs Militär gefertigte Uhren gleicher Bauart, die in den 60er und 70er Jahren von Tudor ohne Band an die Truppen ausgeliefert wurden (und immer noch werden). Die 42 mm grosse und bis 200 Meter wasserdichte Pelagos FXD ist in Titan oder Carbon in mehreren Ausführungen verfügbar, das Dreizeigermodell wird von einem als Chronometer zertifizierten, automatischen Werk mit 70 Stunden Gangreserve angetrieben (MT5602). Typisch für die Marke und das Modell ist der «Snowflake»-Stundenzeiger.
Preis: ab 3600 Franken
3. Zenith Defy Extreme Diver
Die Schweizer Uhrenmarke verfügt nach ein paar Jahren Abstinenz endlich wieder über eine waschechte Taucheruhr. Respektive deren zwei: Erstens wurde das Vorbild von 1969 mit gleichen Abmessungen als «Revival» neu aufgelegt, zweitens gibts mit der bis 600 Meter wasserdichten Defy Extreme Diver auch eine moderne, 42,5 mm grosse Interpretation in Titan (mit blauem oder schwarzem Zifferblatt mit Sternmuster). Das automatische Werk (El Primero 3620 SC) bietet 60 Stunden Gangreserve und gilt mit einer Frequenz von 36’000 Halbschwingungen pro Stunde als Schnellschwinger mit besonders flüssig laufendem Sekundenzeiger, im Lieferumfang enthalten sind zudem drei Bänder mit Schnellwechselsystem.
Preis: 10’900 Franken
4. Blancpain Fifty Fathoms Automatique
Der Archetyp der modernen Taucheruhr ist endlich auch mit einem kleineren Gehäusedurchmesser von 42,3 mm ganz regulär verfügbar (entsprechend dem Original-Durchmesser des Modells aus den 50ern). Die bis 300 Meter wasserdichte Uhr ist mit einer einseitig rastenden Lünette mit gewölbtem Saphirglas-Inlay ausgestattet, das Werk (1315) bietet mit 120 Stunden Gangreserve und Selbstaufzug viel Reserve für jede Tauchsafari. Zur Wahl stehen mehrere unterschiedliche Bänder, ein blaues oder schwarzes Zifferblatt und beim Gehäuse entweder Titan oder Rotgold.
Preis: ab 15’300 Franken
5. Singer Reimagined Divetrack
Eine überaus komplizierte Reduktion aufs Wesentliche kommt mit der Divetrack von Singer Reimagined auf den Markt: Der mit einem Drücker aktivierbare, prominente orange Zeiger auf der Zifferblattseite zeigt gemeinsam mit der Lünette die verstrichene Zeit unter Wasser an, die aktuelle Uhrzeit wird eine Ebene tiefer seitlich durch einen Saphirglas-Zylinder angezeigt. Dazu gibt die auf 25 Stück pro Jahr limitierte Divetrack auch noch Auskunft, wann wieder bedenkenlos geflogen werden kann. Das bis 300 Meter wasserdichte und 49 mm grosse Gehäuse ist aus Titan, das speziell für Singer angepasste automatische Chronographen-Werk (AgenGraphe) besteht aus 479 Teilen und bietet bei Vollaufzug 72 Stunden Gangreserve. Ein besonderer Clou des Werks: Die Schwungmasse ist hinter dem Zifferblatt angebracht, das Werk somit uneingeschränkt sichtbar.
Preis: 85’000 Franken
Übrigens: Auch bei den vorgestellten Modellen von Blancpain und Zenith gibts auf der Gehäuserückseite einen Sichtglasboden aus Saphir, das Uhrwerk ist also zum Glück auch dort sichtbar; Singer, Zenith und Certina haben ihren Modellen zudem ein Helium-Auslassventil spendiert, das in den 60er Jahren ausschliesslich für Sättigungstauchgänge entwickelt worden ist und heute eher in die Kategorie «Gimmick» gehört.
Und wer schon immer wissen wollte, wie eine Taucheruhr korrekt verwendet wird: Beim Abtauchen wird der Drehring mit der Null-Markierung mit dem Minutenzeiger synchronisiert, Taucher wissen dadurch in den folgenden maximal 60 Minuten, wie viel Zeit verstrichen ist. Wird der einseitig bewegbare Drehring versehentlich weitergedreht, zeigt die Uhr so mehr verstrichene Zeit an und wähnt den Taucher nicht in falscher Sicherheit (der verbleibende Luftvorrat in der Flasche wird separat über den Finimeter angezeigt). Selbstverständlich lässt sich aber auch die Parkdauer, das Frühstücksei oder die Länge von Small Talk (oder in diesem Fall Seemannsgarn) messen – oder wie lange man die Luft anhalten kann.