Es sei für Rado ein «ganz wichtiger Schritt», sagte Chef Adrian Bosshard kürzlich am Rande einer Veranstaltung. Und gemeint war damit die Eröffnung einer grossen Fabrikationsanlage im jurassischen Boncourt im letzten Sommer. Hier wird fortan fast alles gefertigt, was mit Komponenten für Rado aus Hightech-Keramik zu tun hat: Gehäuse, Bänder, Lünetten. «Die neue Anlage bringt uns im Vergleich zu früher eine wesentliche Erhöhung der Produktionskapazität», freut sich Adrian Bosshard, Hightech-Keramik stehe bekanntlich seit je im Fokus der Marke, künftig werde das sogar noch verstärkt werden.

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Fahrt also an den Ort des Geschehens: Gleich nach der Autobahnausfahrt und kurz vor der französischen Grenze hat die Swatch Group in Boncourt einen grossen Industriekomplex in Betrieb. Im einen Gebäude sind Nivarox und ETA untergebracht, im zweiten der Gehäusebauer Ruedin sowie die «Rado Factory» – in enger Zusammenarbeit betrieben von Comadur, dem Spezialisten für harte Werkmaterialien wie Saphirglas, Rubine oder Hightech-Keramik. Sieben Comadur-Standorte gibt es, neben Boncourt in Le Locle, Col-des-Roches, Les Brenets, La Chaux-de-Fonds, Bad Zurzach und Gwatt. Comadur beschäftigt 1300 Personen aus insgesamt 30 Nationen, beliefert werden alle 17 Swatch-Group-Marken.

Und jetzt ab ins Herz der Keramikproduktion. Der Weg führt durch einen gestylten Rado-Showroom in die erste Fabrikationshalle. Eine Mitarbeiterin, sie trägt die schwarze Arbeitsschürze mit Rado-Logo, hebt hier zum Start ein Glas mit weissem Pulver in die Höhe: Zirkoniumoxid. Ein weiteres Glas enthält Farbpigmente, ebenfalls in Pulverform. Dritte Zutat im Rezept für das Keramikmenü sind Polymer-Bindemittel, wiederum als Pulver.

Die Keramikproduktion in der «Rado Factory»

Die Zutaten werden in einer Art Riesengebläse durcheinandergewirbelt, im Extruder zu dicken Spaghettistangen gepresst, dann zu Granulat gemahlen, mittels Spritzgusstechnik in Formen gepresst und mehrere Tage lang bei 1450 Grad Celsius gebacken. Am Ende – nach diversen weiteren Arbeitsschritten – liegen die fertigen, auf Hochglanz polierten Gehäuse, Uhrenbänder oder Lünetten vor: hart, unzerkratzbar, antiallergisch und vergleichsweise leicht.

Keramikproduktion Rado Factory
Foto: ZVG
Foto: ZVG

Bis vor Kurzem geschah dies in Le Locle, Comadur produziert dort weiterhin für Omega, Blancpain und andere. In Boncourt hingegen glühen die neuen Öfen fast nur für Rado – «Rado Factory» heisst die Anlage deshalb gemeinhin. Was auf Schritt und Tritt unübersehbar ist: Überall werden Rado-Komponenten gefräst, poliert, montiert, Rado-Plakate hängen in allen Maschinensälen an den Wänden.

Begonnen hatte der in Lengnau domizilierte Uhrenbauer mit dem Einsatz spezieller Werkstoffe 1962 mit dem Modell DiaStar. Die Uhr hatte ein Saphirglas, vor allem aber war das Gehäuse aus dem Hartmetall Wolframcarbid gefertigt – hart und kratzfest. Das war sozusagen die Vorstufe zur Keramik-Ära. Ernst wurde es diesbezüglich 1986 mit dem nächsten Meilenstein, dem Modell Integral, der ersten Rado-Uhr, für die Hightech-Keramik verwendet wurde. Topseller ist heute das Hightech-Keramik-Modell True Square in Weiss oder Schwarz, aber auch die dieses Jahr lancierte DiaStar Skeleton hat rasant abgehoben und die Kundschaft begeistert. Man könnte viel mehr verkaufen, als man derzeit zu produzieren imstande sei, tönt es bei Rado.

Erfolg mit Markenambassadorin Katrina Kaif

Mit dem Geschäftsgang in den letzten Monaten sei man sehr zufrieden – es laufe in den meisten Ländern super, ist zu vernehmen, auch wenn in gewissen Ländern aufgrund der geopolitischen Situation die Geschäftsentwicklung herausfordernd sei. Dennoch schaffe es Rado seit Jahren, Marktanteile in ihrem Preissegment zu gewinnen. Glanzpunkt im Export sei mehr und mehr Indien, das bevölkerungsreichste Land der Welt ist seit einem Jahr der grösste Markt der Lengnauer Marke.

Befeuert wird der Erfolg seit Ende Oktober mit der Bollywood-Schauspielerin Katrina Kaif als Markenambassadorin. Und darüber hinaus mit dem Sponsoring als Official Timing Partner im English Cricket Board (ECB). Cricket ist in den Commonwealth-Ländern generell eine populäre Sportart, in Indien aber schon fast eine Religion: Bei internationalen TV-Übertragungen von ECB-Spielen sind 90 Prozent der Zuschauer Inderinnen und Inder. Der typische Rado-Käufer in Indien, so hat die Marke herausgefunden, ist in der Regel auch ein Cricket-Fan.

Dritter Markt hinter Indien und den Vereinigten Arabischen Emiraten ist China, die ehemalige Nummer eins. Und besonders positiv sei die Entwicklung in den USA sowie im DACH-Ländertrio Schweiz, Deutschland und Österreich. Hongkong habe sich mit erfreulichen Zahlen zurückgemeldet, auch in Macao laufe es bestens.

Dieser Artikel erschien zuerst bei «Watch Around».

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