Imker wären begeistert. Denn es ist offensichtlich, dass die Tischuhr, um dies es hier zunächst geht, eine Verbindung zur Welt der Bienen hat: Auf ihrem sechseckigen emaillierten Zifferblatt sind zur Markierung der Stunden zum Beispiel Blümchen aufgetragen, an denen sich die Immen laben könnten, volle Stunden werden mit Bienengesumm statt Glockengeläute angekündigt, auf der Seite der Uhr sind Mini-Bienenwaben angebracht, und die ganze Preziose findet in einem aufklappbaren Gehäuse in Form eines Bienenstocks Platz.

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Das poetische Werk heisst «Die Königin der Zeit», geschaffen hat es Marta Maziers, Uhrmacherstudentin am Institut d’Enseignement des Arts, Techniques, Sciences et Artisanats im belgischen Namur. Und damit hat die junge Frau den ersten Preis im Cartier-Wettbewerb der Uhrmachertalente von morgen gewonnen. «Mein Vater ist in seiner Freizeit Imker», sagt sie, «und Bienen haben mich schon immer fasziniert und begeistert.» Denn die Biene symbolisiere Loyalität, Noblesse und Arbeit. «Ich sehe darin eine Parallele zur Arbeit eines Uhrmachers, der gründlich, geduldig und ausdauernd sein muss.»

Cartier verlieh den Preis dieses Jahr zum 27. Mal – elf Finalisten waren am Schluss eingeladen, in zwei Kategorien: Lehrlinge und Techniker. Der Anlass wolle, so Karim Drici, Direktor der Industrie bei Cartier sowie Schirmherr über den Preis, «die Kreativität und das technische Können junger Uhrmacher fördern». Deshalb galt es, zwei Ziele unter einen Hut zu bringen: Erstens war technisch der Umbau eines Cartier-Pendulettenkalibers gefragt – die Kandidatinnen und Kandidaten konnten damit machen, was sie wollten, sofern, das war die zweite Auflage, ihr Objekt das Thema «Magie der Sinne» kreativ umsetzt. 

Karim Drici, Direktor der Industrie bei Cartier sowie Schirmherr über den Preis

Karim Drici ist Direktor der Industrie bei Cartier sowie Schirmherr über den Preis.

Quelle: Jean-François Robert / Cartier

Ausgesucht wurden die zur Schlussrunde eingeladenen Kandidaten aufgrund eines eingereichten Dossiers, dazu gehörte auch ein kurzes Vorstellungsvideo. «Kreativität, Machbarkeit, Ästhetik, technische Umsetzung und die Fähigkeit, Emotionen und Innovationen zu vermitteln, waren für uns die Auswahlkriterien», sagt Karim Drici. Die Auserwählten durften einen Mentor aussuchen, der ihnen mit Rat zur Seite stand – für die Realisierung hatten sie 80 Arbeitsstunden Zeit.
Erstaunlich, was in dieser Zeit alles entstand. Der Schweizer Yann Mayer zum Beispiel, Lehrling bei Hublot, holte mit einer «Hommage an Cartier», wie er sagt, den zweiten Preis. Er präsentierte die Pendulette «Inverso», welche an die Cartier-Ikone «Tank» von 1917 erinnert – allerdings dank raffinierter Details gleichzeitig «unsere Sinne verwirren soll»: Sie läuft im Gegenuhrzeigersinn, hat die Krone links, und die Zeiger zeigen in die Mitte des Zifferblatts.

Der Technik-Preis ging an Hugo Mandrillon, Student am Lycée Edgar Faure im französischen Morteau; er packte die Uhr in eine Art Fernrohr mit optischem Spezialeffekt.

Und einen Spezialpreis der Jury für aussergewöhnliche Kreativität erhielt Valentine Gredzynski, ebenfalls vom Lycée Edgar Faure, welche mit dem Projekt «Tree» überzeugte, einem Baum, der an einen japanischen Bonsai erinnert und in dessen Geäst eine Pendulette ruht. «Ich wollte, dass meine Kreation die Verkörperung des Gleichgewichts zwischen roher Kraft und Zartheit, zwischen Kunst und Natur, zwischen Schönheit und Verantwortung ist», sagt sie – die Jury war entzückt.

Wie Karim Drici erklärt, haben seit 1994, als der Preis lanciert wurde, 2000 Studierende ihr Dossier eingereicht. Zunächst stand der Wettbewerb nur Uhrmacherschülern im dritten und vierten Jahr der beruflichen Grundbildung offen, seit 2024 sind zusätzlich Mikrotechnik-Studierende im ersten oder zweiten Jahr einer höheren Berufsbildung eingeladen. Ziel, so Drici, sei nicht, Personal für Cartier zu rekrutieren, es sei aber schon vorgekommen, dass Preisträger nach ihrer Ausbildung bei Cartier anheuerten.

Die Arbeiten der elf Finalisten, dies als Nachtrag, werden in einer Wanderausstellung in verschiedenen Cartier-Boutiquen ausgestellt und an der Uhrenmesse Watches and Wonders zu sehen sein.

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