In diesem Artikel geht es ausnahmsweise nicht um eine Uhr, sondern um eine Institution. Und um vier Buchstaben, die man als Freundin oder Freund guter Uhren unbedingt kennen sollte: COSC.
Das Kürzel steht für Contrôle Officielle Suisse des Chronomètres – eine Organisation, die bei Uhren sozusagen die Spreu vom Weizen trennt. Denn die COSC prüft die Ganggenauigkeit von Uhren und vergibt für die genauesten unter ihnen das Label «Certified Chronometer», welches die Marken der so ausgezeichneten Uhren auch auf dem Zifferblatt tragen dürfen. Über 60 Marken zählen zu den COSC-Kunden und lassen ihre Uhren oder einen Teil davon prüfen.
Es gibt auch andere Zertifizierungsstellen, und es gibt strengere. Aber von der Bedeutung her ist die COSC ganz klar der Platzhirsch und ein eigentlicher Wirtschaftsfaktor: 44 Prozent der exportierten mechanischen Uhren waren letztes Jahr COSC-zertifiziert, so die Organisation, 2,4 Millionen Uhrwerke durchliefen und bestanden die Tests. Seit der Gründung vor genau 50 Jahren waren es 55 Millionen Stück.
Zum Geburtstag hat die Organisation die Politur hervorgeholt und ihren Auftritt aufgemöbelt: Man spendierte sich ein moderneres Logo, einen neuen Internetauftritt und einen Newsletter, den man abonnieren kann. Dazu kamen neu eine Präsenz in den sozialen Medien sowie hochfliegende Pläne: Die COSC will bald die Käuferinnen und Käufer von Uhren direkt ansprechen und plant eine kreditkartengrosse Zertifizierungskarte, mittels deren diese die Messergebnisse ihrer gekauften Uhr abrufen können. Voraussetzung ist allerdings, dass die Marken jeweils einverstanden sind.
Wie wichtig die Präzision von Uhren im Verkauf sind, zeigt der personelle Aufwand, der für Zertifizierungen betrieben wird: Die Contrôle Officielle Suisse des Chronomètres beschäftigt dafür etwa 60 Vollzeitmitarbeitende plus rund 70 Hilfskräfte. Getestet werden die Uhrwerke, also nicht die ganzen Uhren, und zwar in verschiedenen Positionen und bei verschiedenen Temperaturen. Um eine COSC-Zertifizierung zu erhalten, dürfen die Kaliber maximal vier Sekunden nach- oder sechs Sekunden vorgehen.
Das klingt vielleicht nach viel, ist aber technisch eine gute Leistung: «Selbst wenn eine Uhr täglich sechs Sekunden vorginge, würde dies immer noch bedeuten, dass sie bemerkenswert regelmässig geht», schreibt jedenfalls die COSC. «Auf das metrische System übertragen, würde die Abweichung nach einem Jahr bei 1000 Metern gerade einmal 7 Zentimeter betragen.»
Noch pingeliger gehen die Swatch-Group-Marke Omega sowie die zu Rolex gehörende Marke Tudor mit der Präzision um: Sie lassen Uhren nicht nur von der COSC zertifizieren, sondern zusätzlich vom Eidgenössischen Institut für Metrologie, kurz Metas. Die staatliche Stelle prüft die komplette Uhr und nicht nur das Werk. Es gibt zahlreiche Auflagen; unter anderem muss ein extrem starkes Magnetfeld von 15’000 Gauss schadlos überstanden werden. Toleriert wird eine maximale Abweichung von 0 bis +5 Sekunden pro Tag, um das Prädikat «Master Chronometer» zu erhalten.
Rolex wiederum verwendet die Bezeichnung «Superlative Chronometer». Im Anschluss an die COSC-Zertifizierung wird bei der Genfer Marke wiederum die fertig montierte Uhr nach dem Einschalen auf Herz und Nieren geprüft, getestet werden unter anderem Ganggenauigkeit, Wasserdichtheit und Gangreserve. Die maximale Gangabweichung ist auf −2/+2 Sekunden pro Tag festgelegt.
Strenge Auflagen kennt auch die Marke Patek Philippe für ihr Patek-Philippe-Siegel. Hier gilt für alle Kaliber mit einem Durchmesser von 20 Millimetern oder mehr die maximale Abweichung –1/+2 Sekunden. Will heissen: Das Werk darf pro Tag maximal eine Sekunde nach- oder zwei Sekunden vorgehen.