Auf den ersten Blick übersieht man glatt das Spezielle an der Uhr. Erst wenn man sie länger anschaut, fällt auf, dass ein runder Drücker aus der Krone ragt. Und das hat mit einer einfachen, aber sehr nützlichen kleinen Komplikation zu tun: Die Uhr, es handelt sich um das Modell DBF008 der Marke DuBois et fils, hat einen Schnellversteller, der die Datumskorrektur ganz einfach möglich macht. Hat man die Uhr ein paar Tage liegen gelassen oder muss man den 31. Tag eines Monats überspringen, lässt ein simpler Druck auf den Kronen-Knopf das Datum jeweils einen Tag vorrücken. Ein praktisches Gimmick im mechanischen Uhrenalltag.
Möglich macht diese Komplikation das historische Kaliber AS-1985 von 1960 aus dem Hause Adolph Schild. Design der Uhr, Typografie der Zeiger und Gehäusegrösse (39 Millimeter) sorgen für eine klare Vintage-Anmutung. Dazu tragen auch die angelöteten Hörner bei, was im Gehäusebau eher eine ältere Technik ist. Die Gehäuse, dies nebenbei, lässt CEO Thomas Steinemann in Bassecourt beim renommierten Unternehmen Efteor fertigen. «Ganz generell legen wir Wert darauf», sagt er, «keine Abstriche in Sachen Qualität zu machen.» Die Uhr, dies nebenbei, wird 330-mal gebaut.
Thomas Steinemann muss in der Branche nicht mehr vorgestellt werden. Man kennt den Mann, der 2010 die im Jahr 1785 gegründete Marke Philippe DuBois et fils kaufte und wach küsste. Die Liebe zur Historie war für den Basler Unternehmer allerdings kein Grund, nicht auf modernste Methoden zu setzen. Lange bevor sich die Branche auf E-Commerce und neue Vertriebsmethoden besann, ging er zum Geldbeschaffen online und startete 2012 als Pionier das erste webbasierte Equity Funding der Branche. Fünf Monate nach dem öffentlichen Angebot auf der unternehmenseigenen Website hatten 587 private Investoren aus 21 Ländern für insgesamt 1,5 Millionen Franken Aktien von DuBois et fils gezeichnet, inzwischen sind es laut Steinemann über 1000 Aktionäre.
Zweiter Coup des rührigen Entrepreneurs war die Hebung eines unglaublichen Schatzes. Die Vorgeschichte: Im Estrich eines Einfamilienhauses, irgendwo in der französischsprachigen Schweiz, lagerte ein Stück Schweizer Industriegeschichte, das jeden Uhrenfreund in helle Aufregung versetzen musste: 250’000 Uhrwerke hatte ein Uhrmacher-Ehepaar hier angesammelt. Die Kaliber stammen aus den Jahren 1930 bis 1970 und wurden von den beiden, die über 70 Jahre alt sind, nach und nach zusammengekauft und seinerzeit zum Teil buchstäblich vor der Verschrottung gerettet. Es sind Werke von Herstellern wie A. Schild, Record, Unitas, Enicar, Felsa, FHF, Peseux, Valjoux, Universal und anderen. Thomas Steinemann konnte sich deren Verwendung sichern.
Dritter Coup war die Vermarktung via Token. Man kann die Uhren der Marke DuBois et fils ganz normal über deren Online-Plattform kaufen. Es gibt aber auch einen anderen, viel lustigeren Weg – man kauft dabei nicht die Uhr, sondern, bevor die Uhr überhaupt vorhanden ist, das Werk darin. Im Fall der Uhr mit Schnellkorrektur war das Kaliber AS-1985 zum Beispiel für 115 Franken zu haben. Verkauft wurde allerdings nur ein Token, eine Art digitale Eigentumsurkunde und ein eigentlicher Nachweis für den Kauf des Kalibers. Das Werk selber blieb bei DuBois et fils und wurde dort später in die DBF008 eingebaut. Wer ein Token hatte und die Uhr kaufen wollte, bekam 10 Prozent Preisnachlass auf die Uhr im Wert von 5950 Franken. Wer hingegen die Uhr nicht wollte, konnte sein Token für 287.50 Franken zurückgeben. Kein schlechtes Investment.
Die Ausgabe der Token wird über die Blockchain-Technologie abgewickelt. «Diese schafft Transparenz, schützt vor Fälschungen und sorgt dafür, dass die Herkunft des Uhrwerks auch noch viele Jahre später zurückverfolgt werden kann», schreibt die Marke dazu. Ermöglicht wird überdies eine Art virtuelle Personalisierung der Uhr: In einer Historie, die virtuell untrennbar mit der Uhr verbunden ist, kann der Besitzer Fotos, Texte und Dokumente zur Uhr ablegen und zur eigentlichen History ausbauen. Aktuell verbindet Fussballer Urs Siegenthaler sein WM-Tagebuch so mit der Historie einer DuBois et fils, welche später für einen guten Zweck versteigert werden soll.
Die erste Uhr, mit der das Token-Modell erprobt wurde, war die Taucheruhr DBF007 mit dem Kaliber AS-1895. Auf dieses Werk ist Thomas Steinemann besonders stolz, «denn es wurde in hochwertige Uhren von Tudor, Blancpain und Girard-Perregaux eingebaut», sagt er. Und in der Pipeline für das kommende Modell DBF009 ist das Bidynator-Felsa-Kaliber 692. 176 Werke werden zu haben sein. Grosse Stückzahlen, man merkt es, sind nicht das Ziel der Marke.