Oligo steht für Olivier Gaud. Eine Genfer Ein-Mann-Marke, die am 2. Februar 2022 öffentlich in Erscheinung trat. Olivier Gaud hat in seinem Leben – er ist 38 Jahre alt – zwar nicht nur Uhren hergestellt, er hat Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Rohstoffe studiert, aber sein vorderstes Thema war immer die Uhr. Es gibt in seinem Curriculum Abstecher in den Kundendienst von Cartier und Christie’s, Kurse an der Ifage und Abende in einem Atelier. Eines Abends im Jahr 2012 entwarf er mit einem befreundeten Konstrukteur den Plan für seine zukünftige Uhr: rund, minimalistisch, keine aufgesetzten Hörner, zwei Zeiger auf durchsichtigen Scheiben.
Wer in einer der grösseren Schweizer Städte lebt, von Genf bis Zürich, hat diese Uhr vielleicht schon einmal gesehen: Gaud hat sich den Luxus einer landesweiten Plakatkampagne geleistet. Die Aktion, die im Mai begann und so lange laufen wird, wie noch Plakate verfügbar sind, ist bereits ein Erfolg, wie er sagt: Vier, fünf Uhren wurden auf diese Weise verkauft.
Olivier Gaud ist nicht nur clever, wenn es darum geht, den Preis für ein grossformatiges Plakat auszuhandeln. Er hat auch flinke Hände: Alle seine Uhren wurden von ihm zusammengebaut, und er übernimmt auch selber den Kundendienst. Bisher musste er eine einzige Uhr reparieren – ein Kunde hatte sie fallen lassen.
Neue Uhr, neues Werk, neuer Preis
Mit seiner zweiten Kollektion, bei der er das Uhrwerk selbst verziert und fertigstellt, geht er einen neuen Weg. Das Handwerk hat er sich an der Werkbank selber beigebracht, er übte dabei an Abfallfallteilen. Der Schritt ist in mehrfacher Hinsicht riskant, denn das Erlernen des Anglierens und Terminierens geht mit einem erheblichen Positionsanstieg einher: Etwas mehr als 2500 Franken kosteten die Uhren der ersten Kollektion, fast 9000 Franken sind bei der zweiten fällig.
Der Unterschied liege im Werk, betont Olivier Gaud. In der Tat: Die erste Kollektion wurde in einer Auflage von 100 Exemplaren in drei Farben aufgelegt, sie ist mit Regalkalibern des Herstellers Soprod ausgestattet.
Die neue Kollektion, FM01, ist mit einem Kaliber ausgestattet, das von Fleury Manufacture in Genf handwerklich hergestellt wird. Die Brücken sind aus Neusilber, Gaud verziert, angliert und poliert sie. Die FM01 wird in einer sehr kleinen Stückzahl von fünf bis zehn Exemplaren hergestellt. Dank einer Vereinbarung mit Fleury Manufacture konnte Olivier Gaud eine Reihe von Uhrwerken erwerben, wobei Oligo im Gegenzug als Demonstrator für das Kaliber FM01 dient, das personalisierbar ist – und für Oligo auch personalisiert wurde.
Vorbestellungen sind möglich, die Lieferung soll im Dezember erfolgen. Von seiner ersten Kollektion hat Gaud bereits 31 Stück verkauft, direkt – dazu hat er auch eine Vereinbarung mit der Website montredo.com. Eine Sonderedition Oligo mit Label Noir ist ebenfalls in Arbeit.
Dieser Artikel erschien zuerst bei «Watch Around».