In Sammlerkreisen zählen Armbanduhren mit militärischer Verbindung zu den gesuchteren Stücken, erst recht, wenn es sich dabei um eine Taucheruhr handelt. Dabei sollte unterschieden werden zwischen privat angeschafften, dienstlich getragenen Uhren (Armee-Angehörigen steht es heute in der Regel frei, welche Uhr sie im Einsatz tragen, solange Form oder Konnektivität nicht zum Sicherheitsrisiko werden), dem Resultat von prestigeträchtigen Partnerschaften zwischen Uhrenherstellern und militärischen Einheiten (etwa die Tudor Pelagos FXD für die französische Marine nationale) und – quasi als Königsdisziplin – den offiziell angeschafften und ausgegebenen Uhren, meist erkennbar an entsprechenden Bodengravuren, und in ganz seltenen Fällen sogar eigens für den militärischen Unterwassereinsatz entwickelt, wie dies IWC in den 1980er Jahren mit der amagnetischen Ocean-«Bund»-Kampftaucheruhr für die Deutsche Bundesmarine schaffte – einer Uhr, die sogar eine eigene NATO-Versorgungsnummer erhielt. 

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Während das Schweizer Militär bei Doxa auf eine Serienuhr zurückgriff, stellte IWC mit der Ocean 2000 ab 1986 sogar eigens für die Bundeswehr entwickelte Taucheruhren her.

Während das Schweizer Militär bei Doxa auf eine Serienuhr zurückgriff, stellte IWC mit der Ocean 2000 ab 1986 sogar eigens für die Bundeswehr entwickelte Taucheruhren her.

Quelle: diveintowatches.com

Bedeutend früher, nämlich Mitte der 1950er Jahre, hatte auch die U.S. Navy im Rahmen der «Bureau of Ships Contract Specification, Wrist Watch, Submersible, SHIPS-W-2181» ganz offiziell nach einer geeigneten Taucheruhr für die Truppe gesucht, zum Zuge gekommen ist trotz des damals gültigen Buy American Act die Schweizer Uhrenmarke Blancpain mit der Fifty Fathoms (MIL-SPEC) – die rigoros getesteten Uhren konnten dank eines Kniffs von Allen V. Tornek, dem damaligen Importeur von Blancpain-Uhren in den USA, zum Dienst antreten. 

Im Schweizer Heimatmarkt liess sich die Armee dafür etwas mehr Zeit: Erst Ende der 1960er Jahre begann man mit dem Aufbau und dem Einsatz einer Tauchschwimmer-Einheit, die «ähnlich den Piloten als Elitetruppe» behandelt werden sollte. Dazu gehörte die Abgabe von Tauch-Equipment, das explizit auch fürs ausserdienstliche Training verwendet werden durfte – inklusive einer persönlichen SUB 300T Professional von Doxa, die jedem Tauchschwimmer als Teil seiner persönlichen Tauchausrüstung von der Eidgenössischen Zeughaus- und Waffenplatzverwaltung überreicht wurde – mitsamt individueller Nummer auf dem Boden.

Die SUB 300T war einer von zahlreichen Ausrüstungsgegenständen, die auch ausserdienstlich verwendet werden durften.

Die SUB 300T war einer von zahlreichen Ausrüstungsgegenständen, die auch ausserdienstlich verwendet werden durften.

Quelle: diveintowatches.com

Das damalige Eidgenössische Militärdepartement (EMD) hatte im Vorfeld eine Handvoll Taucheruhren unterschiedlicher Hersteller gekauft und testen lassen und dann prompt diejenige mit dem mit Abstand auffälligsten Zifferblatt während rund zehn Jahren an die Schweizer Froschmänner abgegeben. Bis heute dürfte es sich dabei um die einzige offiziell angeschaffte mechanische Taucheruhr in der Geschichte des Schweizer Militärs handeln, und aufgrund der vergleichsweise kleinen Anzahl Uhren (wir reden von etwas mehr als hundert Exemplaren) und der kurzen Geschichte der Truppe selbst ist die Chance, heute eine zu finden, entsprechend klein. 

Umgekehrt ist aber immerhin bekannt, dass mindestens eine Uhr im Vierwaldstättersee, eine andere im Thunersee und eine im Bielersee verloren gegangen sind. Insofern könnte sich der interessierte Leser jetzt natürlich mit einem Metalldetektor auf den Weg machen – einfacher wäre allerdings ein Besuch im Schweizerischen Militärmuseum Full, das den Tauchschwimmern und deren Equipment eine ganze Abteilung gewidmet hat.

Die Schweizer Tauchschwimmer waren damals nicht nur an der Uhr, sondern auch dank passendem Abzeichen auf der Uniform zu erkennen.

Die Schweizer Tauchschwimmer waren damals nicht nur an der Uhr, sondern auch dank passendem Abzeichen auf der Uniform zu erkennen.

Quelle: diveintowatches.com

Die SUB 300 wurde von Doxa 1967 an der Schweizer Uhrenmesse in Basel erstmals vorgestellt und zu Beginn in drei Versionen angeboten: als «Searambler» (mit silberfarbenem Zifferblatt), «Sharkhunter» (mit schwarzem Zifferblatt) und als «Professional» mit dem unverkennbaren orangen Zifferblatt, mit dem Doxa auch stilistisch ein Stück (Taucher-)Uhrengeschichte geschrieben hat. 

Die vielleicht wichtigste Neuheit fand sich aber auf dem Drehring: Die später patentierte äussere Skala der Lünette beinhaltete nämlich zusätzlich eine Umsetzung der No-Decompression-Tauchtabelle der U.S. Navy zur Ermittlung der Nullzeit. Aus einer damaligen Bedienungsanleitung der SUB 300T, des unmittelbaren Nachfolgemodells der SUB 300: «Bei Tauchbeginn stellen Sie den roten/orangen und den Leucht-Punkt auf die Höhe des Minutenzeigers. Wenn Sie die auf Ihrem Tiefenmesser angegebene Maximaltiefe erreicht haben, können Sie die Tauchzeit so lange verlängern, bis der Minutenzeiger die rote/orange Ziffer erreicht hat, die dem angezeigten Wert auf Ihrem Tiefenmesser entspricht. Sie können dann ohne Ausgleichszwischenhalte aufsteigen.»

Sowohl die SUB 300 als auch deren noch etwas markantere Nachfolgerin, die hier gezeigte SUB 300T, gibt es auch heute noch, die Farbpalette der SUB-Modelle wurde zwischenzeitlich sogar um Gelb, Blau, Grün und Weiss erweitert. Als Werk setzt die in Biel ansässige Marke heute mehrheitlich auf das Sellita SW200-1 mit 38 Stunden Gangreserve, die Wasserdichtheit liegt bei 300 und 1200 Metern (300T).

Wer also nicht zwingend eine Rekrutenschule als Tauchschwimmer absolvieren möchte: Die markante Taucheruhr gibts auch ganz zivil zu kaufen, und zwar ab 1530 Franken (300T), die etwas filigranere SUB 300 startet bei 2420 Franken.

Tiefer als jedes Schweizer Gewässer: die SUB 1500T aus aktueller Produktion (hier die «Searambler» mit silberfarbenem Zifferblatt vor dem Original von 1967) ist sogar bis 1500 Meter wasserdicht.

Tiefer als jedes Schweizer Gewässer: die SUB 1500T aus aktueller Produktion (hier die «Searambler» mit silberfarbenem Zifferblatt vor dem Original von 1967) ist sogar bis 1500 Meter wasserdicht.

Quelle: diveintowatches.com
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