Kennen Sie Traser? Falls nicht, wäre dies nicht weiter erstaunlich: Traser ist eine kleine und bislang wenig bekannte Uhrenmarke. Aber gleichzeitig ist es auch eine, deren Namen man sich merken sollte. Denn Traser, in Niederwangen bei Bern beheimatet, hat etwas sehr Eigenständiges im Angebot: feinste Glasröhrchen auf dem Zifferblatt, meist als Stundenindizes angeordnet, die über die ganze Nacht hell leuchten können. Oder auch sehr viel länger, wenn man im Dunkeln ist – über 20 Jahre lang. Das wird vor allem bei Outdoor-Enthusiasten, Tauchern und im professionellen Einsatz, etwa von Feuerwehrleuten, geschätzt.
Gefertigt werden die Röhrchen an gleicher Adresse im Mutterhaus namens MB-Microtec, einem KMU in Niederwangen, gerade 55 Jahre alt. Die Glasröhrchen mit einem Innendurchmesser von nur gerade 0,1 Millimetern werden in einem komplexen Hightech-Verfahren mit Zinksulfid beschichtet und anschliessend mit schwach radioaktivem Tritiumgas gefüllt. Durch den Zerfall der Tritium-Atome werden Elektronen freigesetzt, die das Zinksulfid weiss oder in jeder gewünschten Regenbogenfarbe zum Leuchten bringen. Und das schier ewig. Anders als herkömmliche Leuchtmittel leuchten diese Röhrchen von sich aus – sie müssen nicht zuerst mit Licht aufgeladen werden.
MB-Microtec liefert die Röhrchen übrigens auch an Drittkunden, der bekannteste darunter ist die zur Mondaine-Gruppe gehörende Marke Luminox. Eingebaut wird die Technik ferner in Notausgangs-Beschilderungen, Gewehrvisiere, Fischernetzmarkierungen etc. Die Berner Marke ist da unangefochtener Marktführer.
Dieses Jahr präsentiert Traser als Neuheit eine Uhr, die von Solarenergie gespeist wird. In das graue Zifferblatt des Modells P68 Pathfinder Solar ist eine Solarzelle integriert, die das Schweizer Quarzwerk aus dem Hause Ronda nachhaltig mit der nötigen Energie versorgt. Voll geladen lässt es die Uhr acht Monate laufen. Und es reicht, sie eine Minute dem Sonnenlicht ausgesetzt zu haben, um sie 24 Stunden ticken zu lassen.
Traser – P68 Pathfinder Solar
Grösse: 46 Millimeter
Kaliber: Schweizer Solar-Quarzwerk
Gangautonomie: 8 Monate
Besonderes Merkmal: Selbstleuchttechnologie auf Stundenindizes, Zeigern und Markenlogo
Preis: 595 Fr. (mit Textilband)
Die zweite Neuerung der Marke betrifft den Verkauf: «Wir setzen bei der Distribution zunehmend und konsequent auf Online», sagt Roger Siegenthaler, CEO MB-Microtec. Mit Erfolg: In Deutschland zum Beispiel würden 70 Prozent der Uhren online verkauft. Und auch in den USA habe sich die Strategie rasch bewährt.
Hintergrund: 2022 waren die Verkaufszahlen der Marke brutal zusammengebrochen. Im Russland-Geschäft, dem zuvor zweitgrössten Markt, ging gar nichts mehr. Weil auch das China-Geschäft heftig an Fahrt verlor, mussten die Leute in Niederwangen neue Wege suchen. Was für die Marke historisch zum Alltag gehört: «Wenn es bei uns eine Beständigkeit gibt, dann ist es das Sich-immer-wieder-neu-Erfinden», pflegt Roger Siegenthaler zu sagen.
Die Buchstaben MB im Namen des Mutterhauses stehen für Merz + Benteli – das ist das Unternehmen, das den bekannten Schweizer Klebstoff Cementit produziert. Begonnen hatte man seinerzeit mit Radium-Leuchtmitteln für die Uhrenindustrie – als noch niemand ahnte, wie brandgefährlich der radioaktive Stoff sein kann. Fast über Nacht wurde er verboten, man musste die Weichen neu stellen. Die Lösung: Was bisher als Decklack für die radioaktive Leuchtfarbe gedient hatte, erwies sich als hervorragender Klebstoff, fortan Cementit genannt.