Frédéric Bondoux wurde, eine Woche bevor die Welt in den Lockdown ging, Europa-Chef von Grand Seiko (GS) mit dem Auftrag, den Markt aufzubauen. In der aktuellen Krise sieht er für seine Marke vor allem eins: Chancen. 

Herr Bondoux, wie geht es GS in Europa?

Wir haben unser erstes Ziel in Bezug auf die Etablierung der Distribution erreicht: Wir haben bei den renommiertesten Händlern Fuss gefasst und sind nun an 122 Verkaufsstellen in 20 Ländern präsent. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Und jetzt, wie geht es weiter?

Wir gehen die nächste Phase an und werden nun unser Vertriebsnetzwerk stärken, unsere Beziehungen vertiefen und unser Verkaufspersonal schulen. Um Grand Seiko verkaufen zu können, muss man die Marke sowohl technisch als auch kulturell verstehen..  

Der Markt stagniert, ist teils sogar rückläufig. Wie schlimm trifft es Grand Seiko?

Das Geschäft ist ja gerade recht kompliziert geworden. Aber: Wir bleiben auf Kurs, können nach wie vor unseren Absatz steigern. 

Im Ernst? Dann gewinnen Sie Marktanteile. 

So ist es. Für uns ist die aktuelle Situation ein Booster. Jede Krise bietet auch Chancen. Wenn Wettbewerber in Schwierigkeiten geraten, ist es die richtige Zeit, um – sagen wir – kreativ zu werden.

Würden Sie «kreativ» bitte konkretisieren? 

Man muss agil, bereit, dynamisch, reaktionsschnell sein. Konkret bedeutet das, dass, wenn wir in dieser schwierigen Zeit unseren Partnern zur Seite stehen und ihnen helfen, Lösungen zu finden, sie uns nicht vergessen werden, wenn sich der Markt erholt.

BILANZ Watches Newsletter abonnieren
Erhalten Sie jeden Freitagnachmittag unseren BILANZ Watches Newsletter und erfahren Sie alles über aussergewöhnliche Zeitmesser, die Macherinnen und Macher hinter den Marken, Branchengeflüster und Trends.
BILANZ Watches Newsletter abonnieren

Konkret heisst das: Sie investieren nun erst einmal in die Beziehungspflege. 

Ja, am Ende dreht sich dieses Konstrukt um Engagement und es geht um Menschen, menschliche Beziehungen, menschliches Verhalten. Sie machen den Unterschied. 

Nehmen Sie auch Uhren zurück?

Wir sind erst seit vier Jahren auf dem Markt. Ich habe nicht viele Ladenhüter. Im Gegenteil: Unsere Partner sind mit Grand Seiko recht erfolgreich. 

Gibt es Wartelisten?

Manchmal ja, auf die gerade veröffentlichte «Birch Bark» muss man mindestens sechs Monate warten.  

Können Sie sonst die eine oder andere Zahl bekannt geben?

Welche hätten Sie denn gern?

Marktanteile, Umsatz, Stückzahlen …

Ich kann keine Marktanteile nennen, da wir in Europa keine entsprechenden Panels haben. Wir sind generell sehr vorsichtig mit Zahlen. Was ich sagen kann, ist, dass sich unser Umsatz in Europa in den letzten vier Jahren verachtfacht hat und unser Abverkauf in diesem Jahr zehn Prozent höher ist als im Vorjahr. Das klingt grossartig und ist auch ein echter Erfolg, aber man muss bedenken, dass wir von einem anderen Ausgangspunkt als die grossen Marken ausgehen, da wir in Europa ein junger Player sind. 

Können Sie mit Ihrem Erfolg inzwischen auch Einfluss nehmen auf Entscheide in der Zentrale in Japan?

Ja und nein. Die Japaner sind sehr klug, und es ist sehr interessant, mit ihnen zu arbeiten. Auch wenn sie ihr Metier auf höchstem Niveau beherrschen, sind sie bescheiden genug, zuzuhören und zu reagieren: Wenn wir sagen, wie etwas in Europa gemacht werden sollte, machen sie mit. Sie sind offen für neue Ideen, und wir unsererseits sind uns immer bewusst, dass wir eine japanische Marke sind, unser Image im Luxusmarkt jedoch in Europa aufgebaut wird. Denn hier ist die Wiege des Luxus, und hier sind auch die Vorbilder verwurzelt, an denen sich alle orientieren.

In den neuesten Neuheiten bringen Sie eine Uhr heraus, die mit «Seiko» und «Grand Seiko» gebrandet ist. How come?

Das Original stammt aus dem Jahr 1968, acht Jahre nach der Geburt von Grand Seiko. Damals sind die Uhren noch so gebrandet worden und wir haben das Original äusserlich sehr genau reproduziert. Das Modell war ein Meilenstein, da es erstmals mit einem handaufgezogenen Hi-Beat 36.000-Kaliber ausgestattet war. In der Neuauflage arbeitet nun aber unser brandneues handaufgezogenes Hochfrequenzkaliber 9SA4. Um ehrlich zu sein: Als ich den Prototypen im Juni 2023 in Tokio zum ersten Mal sah, dachte ich wegen der doppelten Signatur, dass dies für das europäische Publikum verwirrend sein könnte. Aber ich lag völlig falsch. Die erste Reaktion und das Feedback zum Launch waren unglaublich. Das Markenimage und der Ruf haben sich in den letzten 18 Monaten in Europa offenbar drastisch weiterentwickelt, was grossartig ist.

Die Neuheiten von Grand Seiko

In der Kollektion Evolution 9: SLGA025

Wie immer lässt man sich bei Grand Seiko von der umliegenden Natur inspirieren, wenn es um die Gestaltung der Zifferblätter geht. Diesmal ist es das südlich der Manufaktur gelegene Atera-Tal. Es wird vom blau changierenden Wasser des gleichnamigen Flusses durchzogen. 

Grand Seiko

Gehäuse: 40 mm, Titan

Werk: Spring-Drive-Kaliber

Gangautonomie: 120 h

Preis: 11000 Fr.

Quelle: PR

In der Kollektion Heritage: 

1. SBGH347

Im Norden der japanischen Insel Honshu, in der Präfektur Iwate, wohnt im Winter die Kälte, so klirrend, dass der 30 Meter hohe Wasserfall Nanataki einfriert und den Berg Iwate mit einer Eisschicht hellblau zum Schimmern bringen. 

Grand Seiko

Gehäuse: 37 mm, Ever-Brilliant Steel

Werk: 9S85, Hi-Beat 36000

Gangautonomie: 55 h

Preis: 6900 Fr.

Quelle: PR

2. SLGW004 & SLGW005

1968 brachte Grand Seiko die 45GS auf den Markt. Im Innern arbeitete das erste Handaufzugskaliber der Marke mit Hochfrequenz. Im Sinne einer Hommage wird diese Uhr nun zweimal neu aufgelegt – einmal in Stahl, einmal in Gelbgold. 

Angetrieben werden die Uhren vom Kaliber 9SA4, dem neusten Schnellschwinger-Uhrwerk mit Handaufzug.

Besonders schön: Durch den Glasboden lässt sich das Spiel von Sperrklinke und Sperrfeder schön beobachten. Die beiden sind so ineinander verzahnt, dass es aussieht, als wäre ein kleiner Vogel am Picken. 

Die Neuheiten sind limitiert: Vom Stahlmodell gibt es 1200, von der Goldversion 200 Exemplare.

Grand Seiko

Gehäuse: 38 mm, Edelstahl

Werk: 9SA4 mit 36000 Halbschwingungen

Gangreserve: 80 h

Preis: 10’400 Fr.

Quelle: PR
Grand Seiko

Gehäuse: 38 mm, Gelbgold

Werk: 9SA4 mit 36000 Halbschwingungen

Gangreserve: 80 h

Preis: 32’200 Fr.

Quelle: PR