Hermès hat im Bereich Uhren einen kometenhaften Aufstieg hinter sich und gilt auch Hermès-intern als Wunderkind: 2023 legte der Umsatz mit Zeitmessern um 73 Prozent zu und hüpfte von 200 auf 337 Millionen Euro. Dabei: Allein, mit Ambitionen dieses Terroir zu betreten, war anno 1978 schon mutig. Damals eröffneten die Franzosen in Biel ihre Manufaktur La Montre Hermès. Das Erfolgsrezept: Die Uhren, die sie herstellen, sind uhrmacherisch top, aber nicht nur. Sie sind aussergewöhnlich im Wortsinn: Wie poetisch war zum Beispiel die Idee, einen Zeitmesser zu kreieren, mit dem Mensch per Knopfdruck die Zeit anhalten kann, ohne dass das Kaliber zum Stillstand kommt; per Knopfdruck ist die «Arceau Le Temps Suspendu» zurück im Jetzt.
Die Uhren werden von A bis Z in der Schweiz hergestellt, in eigenen Manufakturen und unter Beizug der Talentiertesten ihres jeweiligen kunsthandwerklichen Fachs, die der Chefdesigner Philippe Delhotal immer aufs Neue herausfordert.
Das neuste Oeuvre des Hauses heisst «Slim d’Hermès Flaghship». Wer das Hauptgeschäft in Paris an der Rue du Faubourg Saint-Honoré 24 schon einmal gesehen hat, erkennt es auf dem Zifferblatt leicht wieder, mindestens beim zweiten Hinschauen: Denn Hermès wäre nicht Hermès, wäre die Immobilie 1:1 reproduziert. Stattdessen wird sie auf dem Zifferblatt zum beflaggten Schiff, das, begleitet von einem Sternschnuppenregen, über den Himmel zieht.
Das Schiff erhält seinen Schwung durch unzählige mit dem Pinsel aufgetragene Mikrofarbschichten, die anschliessend im Ofen getrocknet werden, und die Arbeit eines Graveurs, der erst mit Meissel und Stichel das Relief formt und dann von Hand bemalt. Das Ganze wird auf ein Zifferblatt aus Aventurin montiert – gedacht als funkelnder Nachthimmel. Und bei 4 Uhr erwacht ein Stern zum Leben, sobald sich das Handgelenk bewegt. Uhr gewordene Poesie reloaded. Wunderschön.
Das Kunstwerk steckt in einem goldenen 39,5-mm-Gehäuse. Im Innern arbeitet das ultraflache Hermès-Manufakturkaliber H1950, gehalten wird die Uhr von einem Alligatorlederband.
Die Vorlage für das Design stammt übrigens vom Künstler Dimitri Rybaltchenko, der es ursprünglich für ein Carré gemacht hat. Vom Kunstwerk wird es nur 12 Exemplare geben. Preis: 97’000 Franken.