In einem seidigen, prunkvollen Morgenmantel – aber mit Krawatte – tritt Marc Gebauer vor die Kamera im Videocall. Hinter ihm ist das Set-up, das seine Zuschauer nur allzu gut kennen. Ein herrschaftliches Zimmer mit hohen Decken und Regalen, die mit Büchern, Parfums, Uhren und Schmuck gefüllt sind. In diesem «Mekka of all things beautiful» unterhält Gebauer seine «Audience» stundenlang. Er filmt sich dabei, wie er andere Videos kommentiert und erklärt, welche der 16 Luxusuhren, mit denen Marcus Prinz von Anhalt herumprotzt, eigentlich gar keine Luxusuhren sind. Oder er zeigt, welche Modelle Top-Entrepreneure wie Elon Musk, Jeff Bezos und Co. tragen. Dabei spricht er den Zuschauer immer ganz persönlich an: «Pass auf, ich verrate dir jetzt, was das alles auf sich hat.» Gebauer tritt als Freund auf, aber auch als Profi – und als Connaisseur. Er arbeitete nach dem Studium bei einem noblen Herrenausstatter, danach als Fachhändler für Uhren bei einem Düsseldorfer Juwelier. Heisst: Gebauer weiss, wie Luxus geht. Und er weiss auch, wie «viral» geht. Ab und an springt er nämlich aus dem Flugzeug, um eine Uhr auszuliefern. Oder er schickt eine Rolex Datejust mittels Stratosphärenballon Richtung Weltall. In 37'000 Meter Höhe platzt der Ballon – und die 6000-Euro-Uhr landet irgendwo im Umkreis von Düsseldorf. Glücklich sei, wer sie findet.

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Wenn Marc Gebauer Uhren ins Weltall schickt, befeuert dies sein eigenes Geschäft. Denn nebenbei ist er auch Uhrenhändler, allerdings ohne eigenen Laden – und ohne eine offizielle Lizenz der Marken. In seinem Onlineshop, der nach ihm benannt ist, bietet Gebauer Luxusuhren an, von Rolex über Audemars Piguet bis Richard Mille. Gebauers energiegeladene Onlinepräsenz ist unabdinglich für sein Business, denn «ein Produkt zu verkaufen, ist ja total ersetzbar … wir verkaufen Emotionen». Und dies mit Erfolg: Innerhalb von nur drei Jahren hat er knapp 400'000 Abonnenten gewonnen, seine Videos wurden 100 Millionen Mal gesehen. Der Gebauer-Onlineshop mit 16 Mitarbeitern und 40 Millionen Euro Umsatz (2022) konkurriert mit so manchen lizenzierten Uhrenläden. Das Geschäft blüht, eine Expansion folgt bald – und zwar in die noch nicht so uhrenaffinen USA. Der zweite Firmensitz in Los Angeles ist bereits angemeldet.