Es war im Hause Piaget schon fast ein Dogma: «Uhren erhalten keine Modellnamen.» Gérald und Valentin Piaget, die die Marke in dritter Generation führten und zu einer ersten Hochblüte brachten, lehnten das als modischen Firlefanz kategorisch ab. Es gab dazu ein zweites Credo: Uhren werden bei Piaget nur in Gold gefertigt – «Le temps Piaget ne se mesure qu’en or» hiess der Werbespruch dazu.

Inzwischen gab es gelegentlich auch mal Stahl. Und Namen statt nur Nummern erhalten die Uhren seit 1979. Damals – am Ruder war mit Yves Piaget jetzt die vierte Generation – wurde die «Polo» vorgestellt. Sie brach mit einigen Gepflogenheiten der Marke.

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«Wir mussten auf eine besondere Nachfrage unserer Kundschaft reagieren», erklärte Yves Piaget später. Neu sei, dass die Leute immer mehr Sport trieben. Aber sie würden dabei sehr wohl eine exklusive Uhr tragen wollen. Deshalb habe Piaget eine Sportlinie entwickelt, die besonders wasserdicht und stossfest sei. Aber natürlich weiterhin nur in Gold.

Die Neuauflage der Piaget Polo ist fast identisch wie das Original von 1979.

Die Neuauflage der Piaget Polo ist fast identisch mit dem Original von 1979.

Quelle: ZVG

Die Uhr erlebt heute als Piaget Polo 1979 eine Neuauflage – zum 150-jährigen Bestehen der Marke. Sie gleicht aufs Haar dem ersten Modell. Nur dass diesmal kein Quarzwerk als Motor dient, sondern das ultraflache Automatikkaliber 1200P1. Die Uhr ist ein Spürchen grösser als das Original, aber mit einem Durchmesser von 38 Millimeter nach wie vor alles andere als ein Brummer.

Geblieben sind das Gold und die charakteristischen Godrons, wie die schmalen, in Band, Gehäuse und Zifferblatt integrierten Stäbchen heissen. Sie lassen die Uhr optisch wie ein Armband aus einem Guss erscheinen und machten die Uhr sehr schnell zu einem begehrten Klassiker. Anfang der 1980er-Jahre machte die Polo einen Drittel des Verkaufs aus.

Dass das Modell «Polo» genannt wurde, war natürlich kein Zufall. Die Entlehnung des Namens eines Elitesports entsprach der Klientel, welche Piaget bezirzen wollte. Pressebilder zeigten zum Beispiel Yves Piaget mit Bond-Girl Ursula Andress in Palm Beach, sie trägt die damals neue Polo. Auch Roger Moore war mit dem Modell am Handgelenk zu sehen – oder Nancy Reagan.

Die Piaget Polo hatte das damals flachste Uhrwerk der Welt.

Die Piaget Polo hatte das damals flachste Uhrwerk der Welt.

Quelle: ZVG

Die Uhr gab es in einer runden und einer eckigen Version. Und das Quarzkaliber, das in die Uhr eingebaut wurde, war alles andere als Dutzendware: Man schaltete das 1976 präsentierte 7P ein, das damals nur 3,1 Millimeter hohe und mithin flachste Quarzwerk der Welt. Anfang der 1980er-Jahre wurde es durch das mit 1,95 Millimeter Bauhöhe noch schlankere 8P abgelöst, Verwendung fand aber auch das legendäre mechanische Werk mit der Nummer 9P, nur gerade 2 Millimeter hoch. Ohnehin gab es von der Uhr zig Versionen – rund, quadratisch, mit Edelsteinen besetzt, aus zweifarbigem Gold, mit ewigem Kalender und sogar mit Lederarmband.

Kleiner Nachtrag zur Firmengeschichte: Über kurz oder lang, so erkannte Yves Piaget, würde die Marke unabhängig nicht weiterkommen. Und so kam es 1988 zum, wie er sagt, härtesten Job seines Lebens: dem Verkauf an die Richemont-Gruppe. 18 Monate dauerten die Verhandlungen – 15 Monate davon mit der eigenen Familie, nur 3 Monate mit der Käuferin.

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