In Sachen Luxus ist die Schweiz keine Wüste, aber doch ein sehr kleiner Punkt auf der Landkarte. Da dominieren Frankreich, Italien, die USA. Mit einer wichtigen Ausnahme: Uhren. Da macht den Schweizer Anbietern im oberen und obersten Segment niemand was vor.

Und die Uhren, die ihre Sammler arm machen, machen gleichzeitig die Familien, die hinter den grossen Marken stehen, reich. Schwerreich sogar. Hier die reichsten Uhren-Dynastien aus der Liste der 300 Reichsten der «Bilanz», Teil 2.

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Familie Schneider

BE, Uhren, Immobilien

▶  1,5–2 Milliarden

Seit dem Verkauf von Breitling investiert die Familie Schneider ihr Kapital über das Family Office BlackWolf. Ted Schneider hat die unternehmerische Ader seines Grossvaters Ernest Schneider geerbt, der den Grenchner Uhrenhersteller wieder auf Vordermann brachte. So führt Ted die Swissroc Group, ein wachstumsstarkes Westschweizer Immobilienunternehmen mit 180 Mitarbeitenden, sowie die Uhrenmarke Norqain, die er zusammen mit Ben Küffer und dem Ex-Eishockeyprofi Mark Streit gegründet hat. Auf der Immobilienseite vermarktete Swissroc diesen Sommer ihr bislang grösstes Wohnimmobilienprojekt in der Genfer Gemeinde Vandœuvres. Norqain hat ihre erste Finanzierungsrunde mit namhaften Investoren wie Jean-Claude Biver oder der einstigen Skirennfahrerin Tina Weirather abgeschlossen. Zudem eröffnete die erste Boutique in Zürich, bald soll eine in New York folgen. Für 2024 strebt Norqain einen Umsatz von 20 Millionen Franken an.

Familie Bottinelli

VS/Singapur, Uhren, Private Equity

▶  900–1000 Millionen

Als bedeutender Aktionär des Uhrenherstellers Audemars Piguet ist die Familie Bottinelli durch Oliviero, der in Singapur wohnt, im Verwaltungsrat vertreten. Sein Bruder Sébastien ist in diversen Bereichen aktiv, so mit mehreren Immobilienfirmen in der Waadt und im Wallis. Das Herrenhaus in Begnins VD, das sich im Besitz der Familie befindet, steht zum Verkauf, nachdem es vollständig renoviert worden ist. Sébastien Bottinelli hat eine Passion für Autos und baut deshalb ein altes Sägewerk um, wo seine Oldtimer und eine mechanische Werkstatt Platz finden werden. Mit einer Fläche von über 4000 Quadratmetern wird dieses Gebäude zudem zu einem Zentrum für Kunst, Kultur und Ausstellungen verwandelt. Den Brüdern gehört auch ein Teil des legendären Restaurants Le Chalet. Es ist das touristische Aushängeschild von Gruyères FR und soll im Sommer 2024 im Herzen des Städtchens wiedereröffnet werden, nachdem es 2022 von einer Feuersbrunst zerstört worden ist.

 

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Familien Bernheim und Weil

GE, Uhren

▶  250–300 Millionen

Das Genfer Familienunternehmen Raymond Weil wird 2024 erstmals an der im April durchgeführten Watches & Wonders im Palexpo in Genf teilnehmen, dem wichtigsten Event der Uhren- und Schmuckindustrie. Der unabhängige Uhrenhersteller, der in dritter Generation von Elie Bernheim (42) geleitet wird, stellt jährlich rund 80 000 Zeitmesser her. Die Marke wächst das dritte Jahr in Folge und zeigt sich für die nächsten Jahre vorsichtig optimistisch. Vor allem in den USA, und zwar im New Yorker Büro, wurde neues Personal eingestellt. Die USA sind denn auch der wichtigste Markt für die Uhrenmanufaktur. Seit fast einem halben Jahrhundert entwickelt Raymond Weil dank der engen Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern uhrmacherische Preziosen der Spitzenklasse.

 

Georges Kern

ZH, Uhren

▲  200–250 Millionen

Für den Breitling-Chef war es eine Bestätigung der besonderen Art. Bei seinem Einstieg im Jahr 2017 lag die Grenchner Uhrenmarke noch auf Rang 19 der Uhren-Umsatzliste, im Frühjahr kürten ihn die Rechner von Morgan Stanley zum «Outperformer der Industrie» und setzten ihn unter die lang ersehnten Top Ten – vor Vacheron Constantin landete Breitling mit einem geschätzten Umsatz von 860 Millionen Franken auf Platz neun. Doch Georges Kerns Ziele bleiben ambitioniert: Er will es unter die Top Five schaffen – nur so lässt sich die von Grossaktionär Partners Group angestrebte Bewertung von zehn Milliarden erreichen. Bei der letzten Finanzierungsrunde vor einem Jahr wurde die Firma mit 4,2 Milliarden Franken taxiert – Kern hält gegen fünf Prozent. Die fehlende Börseneuphorie ist da kaum hilfreich, doch der 58-Jährige hat einen genauen Plan: Er will vor allem – wie etwa Rolex oder Omega – den Absatz seiner Erfolgsmodelle steigern. Den Durchschnittspreis hat er bereits von 4700 auf 6300 Franken angehoben.

Jean-Claude Biver

SZ, Uhren

▶  150–200 Millionen

«Biver, a story of father and son», heisst es auf der Homepage der 2022 gegründeten Firma JC Biver. Klar, wer hinter dem Start-up steht: Jean-Claude Biver (74), einer der cleversten und wichtigsten Köpfe der Uhrenindustrie, sowie sein Sohn Pierre (25). Der Senior, als «Uhrenlegende», «Uhrenkönig», ja gar «Uhrenpapst» apostrophiert, wollte nach höchst erfolgreicher Karriere seine eigene Marke lancieren. Und so war die Branche gespannt, was das Gespann zusammen mit Uhrmachern in einem alten Bauernhof in Givrins VD erschuf. An der Genfer Uhrenmesse Watches & Wonders im Frühjahr stellte das Duo sein erstes Werk vor: die «Carillon Tourbillon Biver», eine sogenannte Minutenrepetition, Uhrmacherkunst in Reinkultur. Der Preis ist denn auch atemberaubend: 520 000 Franken für die teuerste Ausführung. Dennoch soll die diesjährige Mini-Produktion bereits verkauft sein.

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