Augen schliessen, die unzähligen Uhrenneuheiten, die 2023 in meinem Kopf hängen geblieben sind, Revue passieren lassen und dann überlegen, welche davon ich kaufen würde, hätte ich mehr Handgelenke und Geld. Hier meine Shortlist:

Rolex Day-Date Puzzle

Abgesehen vom Glasboden in der neuen Daytona hat mich diese 36-mm-Farb- und Kreativitätsbombe an der diesjährigen Watches & Wonders überrascht, um nicht zu sagen überrumpelt, weil sehr Rolex-unlike: ein kunterbuntes Zifferblatt, Emojis statt nackter Zahlen im Datumsfenster, Kraftwörter wie Peace und Love statt Montag, Dienstag und so fort beim Wochentag. Geliefert wird sie zudem nur mit dem dreiteiligen Gliederarmband, was für sich schon ein Statement ist: Das sogenannte «President Strap» ist Edelmetallversionen der Day-Date vorbehalten. Mir war alles zusammen spontan too much. Inzwischen steht die Uhr auf der Liste «Was ich kaufen würde, wenn ich es kaufen könnte». Tom Brady hat eine und trägt sie stolz zur Schau. Er gehört zu den Happy Few, die sich die Uhr leisten können und sie auch kriegen, wenn sie sie wollen. Vom einstigen Star-Quarterback weiss man aber auch, dass er etwas von Uhren versteht und das Innere dieser Day-Date wohl zu schätzen weiss: Es ist das Automatik-Kaliber 3255 mit einer sogenannten Chronergy-Hemmung. Die Uhr läuft nicht nur hochpräzise, sondern schafft auch eine Gangreserve von siebzig Stunden. 

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Preis: 55’000 Franken

Rolex Day-Date Puzzle

Rolex Day-Date Puzzle

Quelle: ZVG

Oris Big Crown Calibre 473

Anfang Jahr präsentierte Oris mit grossem Stolz das zehnte Manufakturkaliber, das sie entwickelt hatten, seit sie vor zehn Jahren wieder damit anfingen, eigene Werke zu bauen. Es ist ein Handaufzug, heisst 473 und ist in meiner Lieblings-Oris eingehaust, einer Big Crown Pointer Date. Das 38-mm-Gehäuse ist aus Stahl, dazu das puderblaue Zifferblatt und das braune Lederband … An dieser Uhr gefällt mir alles, was ich sehe, und fast noch mehr, was ich darüber weiss: Vier Jahre Trial & Error von Chefentwickler Beat Fischli stecken im neuen Werk, das ein Handaufzug sein sollte, wie er 1938 in der Uhr verbaut worden war, aber eben ein Handaufzug von 2023. 473 ist antimagnetisch, muss nur alle zehn Jahre in den Service und arbeitet, einmal aufgezogen, sagenhafte fünf Tage zuverlässig durch. Wie viel Power noch in der Uhr steckt, zeigt eine ausgeklügelte Mechanik an, sichtbar durch den Saphirglasboden. 

Preis: 4200 Franken

Oris Big Crown Calibre 473

Oris Big Crown Calibre 473

Quelle: ZVG

Cartier Clash Baignoire 

Die Form «Ovale Cintré» gibt es seit 1958, in den Siebzigern wurde sie in «Baignoire» umgetauft und seither in unzähligen Spielarten herausgebracht, dieses Jahr als 100-prozentige Schmuckuhr. Die sind ja eigentlich gar nicht meins. Aber ich würde dieses Kleinod, das Cartier dieses Jahr gelauncht hat, auch nicht Schmuckuhr nennen, sondern Schmuck mit Zeitanzeige. 

Die Clash Baignoire in Gelbgold ist für mich etwas vom Hinreissendsten und Elegantesten, was die Branche 2023 herausbrachte. Das Design, die Passform, die Verarbeitung, der Verschluss – alles stimmt, ist bis ins Kleinste durchdacht, inklusive des «Klick»-Sounds des Verschlusses, der by the way so konstruiert ist, dass er unsichtbar wird, sobald er einrastet.  

Preis: 11’400 Franken 

Cartier Clash Baignoire

Cartier Clash Baignoire

Quelle: ZVG

Grand Seiko SBGW301

Meistens lerne ich erst die Uhren kennen, dann die Menschen dahinter. Bei Grand Seiko war es umgekehrt: Frédéric Bondoux, der von der japanischen Marke damit beauftragt ist, den Markt in Europa auszubauen, kam auf mich zu und erklärte mir dann im Interview, was ihn, den einstigen Swatch-Group-Topmanager, dazu bewogen hatte, die Marke zu wechseln. Seither schaue ich mir die Neuheiten jeweils genau an und staune jedes Mal aufs Neue über die strenge Schönheit und den kompromisslosen Ehrgeiz, die in jedem dieser Zeitmesser stecken. Besonders angetan hat es mir die kürzlich lancierte Stahluhr Ref. SBGW301 mit ihrem 37,3-mm-Gehäuse, elfenbeinfarbigem Zifferblatt und Fifties-Touch. In Anmutung, Grösse und  Aufmachung einfach perfekt. 

Preis: 5400 Franken

Grand Seiko SBGW301

Grand Seiko SBGW301

Quelle: ZVG

Panerai Radiomir Quaranta

Panerai hat bei dieser Neuauflage der Radiomir Testosteron abgelassen und Eleganz zugefügt. Die Ikone mit dem kissenförmigen Gehäuse, der grossen Krone und dem sogenannten Sandwich-Zifferblatt gab es bislang nur als 44- bis 47-mm-Brummer. Darüber, dass das Urmodell der Marke (es datiert von 1936) nun auch in einer Dimension erhältlich ist, die unter der Manschette des Hemds Platz findet und auch an mein Handgelenk passt, rümpfen manche Paneristi, also jene Panerai-Träger, die sich regelmässig treffen, um gegenseitig ihre Lieblinge zu bewundern, die Nase. Ich kann das irgendwie verstehen, ist halt ein eingeschworener Männerzirkel. Anderseits freut mich die Entwicklung. Ich mag die Marke, ihre Kaliber, ihren Style, das Design, das Ikonische generell und die Quaranta mit dem schwarzen Zifferblatt, den goldenen Zeigern und Indexen ganz besonders. 

Preis: 5900 Franken 

Panerai Radiomir Quaranta

Panerai Radiomir Quaranta

Quelle: ZVG
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