Tudor ist wie Rolex eine Erfindung von Hans Wilsdorf. Er registrierte die Marke 1926 mit der Idee, Uhren herzustellen, die so solid und präzis sind wie seine Rolex, aber weniger kosten. Tudor war gedacht als Brückenkopf zu Rolex. 1946 gründete er Montres Tudor – mit Rolex im Lead für technische, ästhetische und funktionale Eigenschaften.
An der Hand der grossen Schwester ist Tudor erwachsen, stark und selbstbewusst geworden. Konzernintern bleibt die Marke aber als Auffahrt zur Krone positioniert: Die Preisdifferenz zwischen der günstigsten Rolex und der teuersten Tudor ist entsprechend kalkuliert.
Morgan Stanley schätzt, dass Tudor im letzten Jahr 270 000 Uhren hergestellt und einen Umsatz von 570 Millionen Franken erzielt hat. Das entspräche einem Plus zum Vorjahr von überdurchschnittlichen zwölf Prozent. Die Dynamik wird unter anderem damit erklärt, dass Tudor von Uhrenfans profitiert, die gern eine Rolex Oyster Perpetual hätten, aber keine Lust haben, ewig darauf zu warten.
Modelle der Black-Bay- oder der Pelagos-Kollektion ähneln den begehrten Rolex-Modellen stark, sind «more understated», kosten weniger und sind mechanisch dennoch auf Höchststand: Im Innern der Gehäuse arbeiten nicht mehr wie früher Standardwerke von Drittanbietern, sondern eigene Kaliber: Tudor besitzt zusammen mit Chanel den Werkebauer Kenissi. Dieser ist in der neu eröffneten Produktionsstätte in Le Locle eingemietet.
Offiziell wird Tudor operativ von Eric Pirson geführt, viel vom herrschenden Drive wird aber Jean-Frédéric Dufour zugeschrieben. Es heisst, er gebe sowohl bei der Produktentwicklung wie beim Marketing die Richtung vor, was nicht verwundert: Der Rolex-CEO ist auch VR-Präsident von Tudor.