Natürlich hat diese Uhr respektable Masse – 45 Millimeter Durchmesser bei 14,99 Millimetern Bauhöhe machen aus dem Stück alles andere als einen Sprenzel, auch wenn es natürlich zahlreiche Zeitmesser gibt, die einiges wuchtiger daherkommen. Für das, was die Uhr alles kann, ist die Grösse allerdings sensationell klein, denn das Verblüffende am durchaus tragbaren Modell ist die Mechanik unter dem Zifferblatt: Stupende 41 Komplikationen hat Vacheron Constantin in die Uhr gepackt, 1521 Werkteile zählt das Kaliber mit der Nummer 3655. Und wo wir gerade bei den Zahlen sind: Acht Jahre lang hat ein Uhrmacher daran gearbeitet, und das ist kein Tippfehler – den Bau dieser Uhr bewerkstelligte wirklich ein einziger Uhrmacher, er hat auch das Uhrwerk entworfen. Das Stück mit dem etwas sperrigen Namen «Les Cabinotiers Solaria Ultra Grande Complication – La Première» sei die bisher komplizierteste Armbanduhr der Welt, vermerkt die Genfer Luxusmarke stolz.

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Man ist versucht, die Liste der Funktionen alle tabellarisch aufzuführen, hier zunächst die allerwichtigsten: Drei verschiedene Zeiten zeigt die Uhr an, natürlich einmal die ganz normale zivile Zeit, welche unseren Alltag taktet und auf jedem Zeitmesser ablesbar ist. Dazu kommt, sehr selten anzutreffen, die Sternenzeit, oft auch siderale Zeit genannt. Hier geht es um ein astronomisches Thema: Ein siderischer Tag – die Zeit, die die Erde benötigt, um sich einmal um 360 Grad relativ zu einer Fixsternposition zu drehen – dauert genau 23 Stunden, 56 Minuten und 4 Sekunden, also knapp vier Minuten weniger als ein ziviler Tag.

Und schliesslich bringt die Solaria Ultra Grande Complication auch die Sonnenzeit aufs Zifferblatt: Diese Zeit hat damit zu tun, dass die Erdumlaufbahn um die Sonne elliptisch und die Erdachse geneigt ist. Deshalb sind die Tage real unterschiedlich lang; die Differenz gegenüber den 24 Stunden der zivilen Zeit schwankt je nach Jahreszeit zwischen –16 und +14 Minuten und stimmt nur viermal im Jahr genau – zu den Tagundnachtgleichen sowie den Sonnenwenden. Die Rekorduhr von Vacheron Constantin zeigt diese sogenannte Zeitgleichung auf der Vorderseite bei 6 Uhr an.

Schon das allein wäre eine Leistung für sich. Doch die Uhr wartet mit viel mehr auf – besonders erwähnenswert ist etwa die Minutenrepetition mit Westminster-Sonnerie: Vier Hämmerchen schlagen dabei auf Wunsch auf vier verschiedene Tonfedern, um die Uhrzeit akustisch anzuzeigen. Wenn man berücksichtigt, was alles unter dem Zifferblatt steckt, und dazu weiss, dass ein Gehäuse als Resonanzkörper desto schlechter funktioniert, je gefüllter sein Inhalt ist, kann man sich vorstellen, welche akustischen Knacknüsse hier zu lösen waren.

Weitere Ingredienzien der Neuheit: zweite Zeitzone, Anzeige der Zeit in 24 Städten, Tourbillon, Ewiger Kalender, Kalenderwochen-Nummer, Mondphase, Gezeitenanzeige, Sonnenposition, Sonnenauf- und -untergang, Tierkreiszeichen, Schleppzeigerchronograph und sehr vieles mehr. Trotz all den Funktionen, die mit Energie zu versorgen sind, bietet die Uhr 72 Stunden Gangautonomie.

Das Stück mit seinem komplexen Mechanismus passe perfekt zur Geschichte der Marke, sagt Christian Selmoni, Style and Heritage Director bei Vacheron Constantin. Es sei «Teil einer langen Tradition astronomischer Uhren, die ihren Ursprung bei Vacheron Constantin im frühen 19. Jahrhundert haben». Tatsächlich bringt sich die Marke immer wieder mit hoch komplizierten Uhren ins Gespräch, 2017 etwa mit dem Modell Celestia, welches über 23 von der Astronomie inspirierte Funktionen in sich vereint.

Letztes Jahr präsentierte Vacheron Constantin mit der Taschenuhr namens «The Berkley Grand Complication» die bisher komplizierteste Uhr der Welt. 63 Komplikationen oder Funktionen sind darin eingebaut, die Uhr hat 31 Zeiger, misst 9,8 Zentimeter im Durchmesser, baut 5 Zentimeter hoch und wiegt fast ein ganzes Kilo. Mit der mechanischen Preziose schlug die Manufaktur auch gleich ihren eigenen Rekord: 2015 hatte man mit der sogenannten Referenz 57260 eine Uhr aufgelegt, die lange die komplizierteste Uhr der Welt bleiben sollte – damals mit 57 Komplikationen.

Der Preis der neuen Armbanduhr wird nicht kommuniziert. Aber dem Vernehmen nach buhlen schon allerlei Sammler um den Zuschlag.

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