Er ist Everybody’s Darling: Micky Maus. Diese Woche ist die Zeichentrickfigur mit der unverkennbaren Helium-Stimme gleich auf drei Modellen der neuen Kollektion Fossil X Disney zu bestaunen. Fossil ist eine von mehreren Marken, die zum 100. Geburtstag des Filmstudios Disney-inspirierte Uhren auf den Markt bringen.

Mit knallroten Shorts, grossen gelben Schuhen und weissen Handschuhen ist die Maus nur auf der Classic Edition zu sehen, die beiden anderen Modelle, «Sketch» und «Shadow», sind eher etwas für Minimalisten und Coole, denn Micky ziert das Zifferblatt jeweils dezent als schwarzweisse Skizze und Silhouette.

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Das Debüt auf einem Zeitmesser feierte Micky bereits 1933, nur fünf Jahre nachdem er die Kinderherzen auf der Leinwand erobert hatte. Der US-Hersteller Ingersoll hatte die bahnbrechende Idee, eine Uhr mit dem Kindermotiv zu versehen und den Zeitmesser zusammen mit einer passenden orangefarbenen Blechbox an Kinder zu vermarkten.

Der Erfolg war überwältigend: Über 900’000 Micky-Uhren wurden verkauft. Die Walt Disney Archives – man munkelt, dass dort noch viele nie gesehene Schätze schlummern – stellen die Uhr derzeit im Londoner ExCeL Centre aus. 

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 Ingersoll-Micky-Maus-Modell.

Quelle: Screenshot © Disney

Es dauerte rund 30 Jahre, bis die Disney-Welle dann auch die Uhrenindustrie für Erwachsene erfasste, aber nur, weil Walt Disney höchstpersönlich den Auftrag dazu gab. 1965 schenkte er seinen Mitarbeitern 25 limitierte Hamilton-Ricoh-Quarzwerke mit Micky-Maus-Motiv. Eines davon wurde 2019 bei Christie’s für 12’500 Dollar versteigert – der Schätzwert hatte bei rund 4000 Dollar gelegen.

Comicfiguren und Uhren – einst eine unorthodoxe Verknüpfung

Auch die Vintage-Stücke von Gérald Genta, dem Designer legendärer Modelle wie der Patek Philippe Nautilus, sind unter Cartoon-begeisterten Uhrensammlern begehrt. Unter seiner eigenen Marke wagte Genta 1984 die Vermischung von Haute Horlogerie und Disney-Figuren – eine unorthodoxe Aktion, die in der Branche für Aufruhr sorgte. Warum? Nach der Quarzkrise versuchte sich die Uhrenindustrie mit aller Macht, als seriös zu positionieren, da passten Micky Maus und Co. so gar nicht ins Bild. Jetzt reissen sich die Sammler um die fröhlichen Stücke: Im Juni versteigerte Sotheby’s eine Gérald Genta Retro Disney (1999) mit Donald Duck und Baseballschläger für stolze 20’320 Dollar.

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Zum Glück ist die Haute Horlogerie zur Besinnung gekommen: Zeichentrickfiguren auf dem Zifferblatt sind heute keine Seltenheit mehr, nicht zuletzt, weil diese Modelle unglaublich gut laufen. Man denke nur an die ProPilot X Kermit Edition von Oris, die letztes Jahr an der Watches & Wonders vorgestellt wurde: Es war die bisher erfolgreichste Lancierung der Marke aus Hölstein.

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ProPilot X Kermit Edition.

Quelle: ZVG

Auch jenseits von Disney sind die Hersteller humorvoller geworden: TAG Heuer macht Ausflüge in die Welt von Super Mario, und Rolex zeigt auf der Day-Date 31 verschiedene Emojis im Datumsfenster.

 

Marvel beflügelte Audemars Piguet

Der scheidende Präsident von Audemars Piguet (AP), François-Henry Bennahmias, zeigte sich erstaunt über die Kraft, die von bunten Charakteren ausgeht: Viele junge Leute seien erst durch ihre Vorliebe für Marvel auf AP aufmerksam geworden. Die auf 250 Stück limitierten Marvel-Modelle haben eine kultige Fangemeinde und ermöglichen der Edelmarke den Einstieg in ein bisher schwieriges Segment.

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Audemars Piguets Royal Oak Concept Tourbillon «Spider-Man».

Quelle: ZVG

Ein Einzelstück der «Black Suit Spider-Man» wurde für 6,2 Millionen Dollar zugunsten von wohltätigen Zwecken versteigert – der höchste Betrag, der je für eine Uhr von Audemars Piguet bei einer Auktion gezahlt wurde.

Fakt ist: Der seriöse Branchenton früherer Jahre ist endgültig passé, Hersteller wagen viel und sind bunter denn je. Denn sie haben erkannt: Uhren dürfen auch Spass machen – und mit Micky Maus sollte man sich nicht anlegen.