Am Rande einer Veranstaltung im Vorfeld der Watches and Wonders äusserte sich Karl-Friedrich Scheufele, Co-Präsident von Chopard, zum angelaufenen Jahr, zu seinen Erwartungen und seiner Strategie.  

Herr Scheufele, wie blicken Sie in dieses Jahr?

Mit vorsichtiger Zuversicht. 

Das heisst, Sie hoffen, es kommt besser als 2024?

2024 war bekannterweise für alle Beteiligten ein eher schwieriges Jahr, hauptsächlich wegen der Situation in China, aber nicht nur. Die Unruhe, um nicht zu sagen, das Chaos auf dieser Welt tut einiges dazu, dass man, selbst wenn man es sich leisten könnte, den Kauf einer teuren Uhr hinausschiebt. 

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Sie sagen «nicht nur», was sonst?

Menschen sind mehr auf Erlebnisse als auf Luxusgüter aus. Das merkt man ja schon, wenn man selbst auf Reisen geht: Die Flugzeuge sind immer voll. 

Ich höre nichts Zuversichtliches …

Hinter der Uhrenindustrie liegen drei unglaubliche Jahre. Nun hat sich das Ganze verlangsamt, was für uns nichts Ungewöhnliches ist, sondern ganz normal. Meine Zuversicht nährt sich aus der Überzeugung, dass die Uhrenindustrie noch viel zu erzählen und zu sagen hat. Und wir selbst haben alles zu bieten, was heute wichtig ist: Handwerkskunst, Tradition, und als familiengeführtes Unternehmen sind wir zudem in der Lage, uns an die Gegebenheiten anzupassen. 

Haben Sie Leute entlassen oder Kurzarbeit eingeführt? 

Wir haben niemanden entlassen, das war auch in keiner Weise notwendig. Aber ich möchte nicht unter den Tisch kehren, dass wir in einigen Ateliers zeitweise Kurzarbeit gemacht haben. Wir reden hier von 10 bis 20 Prozent und von Ateliers, in denen Uhren hergestellt werden, die wir vormals in grösseren Stückzahlen verkaufen konnten. 

Baselworld 2017 (c) Alexandra Pauli

«Die Alpine Eagle ist noch nicht die wichtigste, aber sie hat einen sehr wichtigen Platz, und sie wächst. Und das zählt», sagt der Co-Präsident von Chopard. 

Quelle: Alexandra Pauli

Man hat den Eindruck, dass die aktuelle Situation ein Uhren- und nicht ein generelles Luxusproblem ist. Schmuck funktioniert ja nach wie vor gut. Auch bei Chopard? 

Ja, wir sind in dem Bereich sehr erfolgreich tätig, insbesondere in der obersten Preisklasse. Bei den Uhren ist es übrigens ähnlich: Da sind wir bei den hochwertigen Modellen gut unterwegs. Nicht zuletzt deswegen werden wir 2025 auch einige Uhren in dem Bereich vorstellen. 

Auch in Ihrer Kollektion Alpine Eagle?

Ja. 

Wie hat sich diese Sportuhr seit der Einführung 2019 entwickelt?

Sie hat sich toll positioniert, passt in die Zeit – und ist ausbaufähig. 

Ist sie inzwischen Ihre wichtigste Kollektion?

Die Alpine Eagle ist noch nicht die wichtigste, aber sie hat einen sehr wichtigen Platz, und sie wächst. Und das zählt. 

Man hört oft, dass die superteuren Uhren keine Nachfrageschwäche kennen. Können Sie das unterschreiben?

Ja. Bei unserer Nischenmarke Chronométrie Ferdinand Berthoud (Uhren ab 150’000 Franken, Anm. d. Red.) sind wir für die nächsten zwei Jahren bereits ausverkauft. Was ich zudem feststelle: Unsere Kollektionen L.U.C oder auch Alpine Eagle werden vielmehr als Independent Brands denn als Chopard-Zeitmesser wahrgenommen, und das ist gut für uns. Denn es ist auch eine Zeiterscheinung, dass der Kunde lieber nicht Mainstream kauft. 

Warum?

Da müssten Sie meinen Sohn fragen, er ist ein typischer Mainstream-Gegner …

… und Generation Z. 

Ja, diesen Leuten geht es um Dinge wie Authentizität, Eigenständigkeit, Originalität. Man will nicht «me too» sein. 

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