Es ist einer der grössten Skandale der brasilianischen Wirtschaftsgeschichte, und Milliardär Jorge Lemann (83), Wahlschweizer mit Wohnsitz am oberen Zürichsee, steht im Zentrum. Geplatzt war der Skandal um die Detailhandelskette Mitte Januar, als der neue CEO von Ungereimtheiten in der Bilanz berichtete: Über 20 Milliarden Real, umgerechnet fast vier Milliarden US-Dollar an Verbindlichkeiten, waren irgendwie in den Büchern verschwunden. Seither vergeht kein Tag ohne Schuldzuweisungen und Gehässigkeiten zwischen den kreditgebenden Banken, den Grossaktionären um Lemann und dem Management.

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Auch wenn Lemann und seine beiden langjährigen Freunde und Businesspartner Marcel Telles (72) und Carlos Sicupira (74) eine persönliche Schuld am Debakel weiterhin vehement verneinen, sehen sie sich doch in der finanziellen Verantwortung. So haben die drei Milliardäre bereits eine erste Finanzspritze von 190 Millionen Dollar geleistet, um das Unternehmen mit seinen 3600 Läden und 40  000 Mitarbeitern zu retten, jetzt sollen nochmals 10  Milliarden Real (rund 1,9 Milliarden Dollar) dazukommen, wie Vertraute aus dem Umfeld von Lemann bestätigen. Lemann sei weiter entschlossen, seine Verantwortung wahrzunehmen, so ein Sprecher.

Es soll Teil eines Sanierungspakets werden, für das auch die Banken stark bluten müssen: Laut brasilianischen Medienberichten müssen sie zwischen 60 und 80 Prozent ihrer Kredite abschreiben. Kein Wunder ist die Wut bei den Banken gross, auch auf die Grossaktionäre. Jüngst hat Bradesco, eine der vier grössten Banken des Landes, mit Fernando José da Costa einen der renommiertesten Anwälte des Landes (er war Justizminister von São Paulo) auf die drei Milliardäre angesetzt. Der setzte schon mal ein Duftzeichen: Die Hypothese, dass die drei Grossaktionäre vom Geschehen bei Americanas nichts mitbekommen hätten, sei schlicht nicht haltbar.