Das Geschäft von SIX ist die Börse – als Betreiber des Wertpapierhandels ist das Unternehmen tagtäglich mit dem wechselhaften Auf und Ab an den Märkten konfrontiert. Dass dies aber nicht heisst, dass man selber bei Spekulationen oder der Prognose zukünftiger Kursentwicklungen ein besonders gutes Näschen hätte, zeigen die Investitionen in das französische Zahlungsverkehrunternehmen Worldline und die spanische Börse BME. 

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Romeo Lacher ist der Architekt der heutigen SIX.

Romeo Lacher ist der Architekt der heutigen SIX.

Quelle: Paolo Dutto

Die Ursprünge gehen zurück auf die Zeiten, als Romeo Lacher, heute Präsident der Bank Julius Bär, Präsident der SIX war. Der langjährige Credit-Suisse-Topmann Lacher, seit 2008 als Vizepräsident im VR der SIX, wurde im Oktober 2016 zum Präsidenten erhoben. 2018 traf die SIX unter Lacher zwei Grundsatzentscheide, an denen die SIX Group in der Folge heftig zu beissen hatte: Im Dezember 2023 veröffentlichte SIX eine Gewinnwarnung und sprach von einem Verlust wegen Abschreibern von 1,2 Milliarden Franken im Zusammenhang mit Worldline und BME. Lacher, der im Frühling 2019 den Job des Bär-Präsidenten annahm, war seit 2020 nicht mehr im VR, aber CEO Jos Dijsselhof, im Januar 2018 zur SIX gestossen, musste die Sache selber noch ausbaden. Erst jetzt verlässt auch er die SIX: Per 1. Januar wird er durch Bjørn Sibbern ersetzt. Problem beim Verkauf des Kartengeschäfts von 2018 an Worldline war der Umstand, dass die SIX den Verkaufserlös grösstenteils nicht in bar erhielt, sondern in Form von Aktien von Worldline. Dass diese Aktien nicht wieder zu Cash gemacht wurden, sondern dass man investiert blieb, sei auch ein strategischer Entscheid gewesen und habe auf einer positiven Einschätzung der Entwicklung des Kartengeschäfts basiert, sagt SIX-Sprecher Stephan Meier:«Wir sind im damaligen Zeitpunkt davon ausgegangen, dass wir von der Entwicklung im Zahlungsverkehr und in gewissem Mass auch von der Kursentwicklung von Worldline profitieren können.» SIX sei bis heute mit Worldline über verschiedene Produkte und Dienstleistungen verbunden.

Bjørn Sibbern (l.) ersetzt ab 1. Januar Jos Dijsselhof als CEO von SIX. Letzterer war sieben Jahre lang an der Spitze.

Bjørn Sibbern (im Bild) ersetzt ab 1. Januar Jos Dijsselhof als CEO von SIX. Letzterer war sieben Jahre lang an der Spitze.

Quelle: ZVG

Das mit der erhofften Aktienkurssteigerung ging nicht auf – im Gegenteil: Letztes Jahr verloren die Aktien von Worldline 70 Prozent an Wert, dieses Jahr sind es weitere 47 Prozent (Stand 18. Dezember). Man hat sich also gründlich verspekuliert. Auch bei der Beteiligung an der spanischen Börse BME spielte die Börsenentwicklung den SIX-Chefs nicht in die Karten: vom 1,2-Milliarden-Franken-Abschreiber gehen 340 Millionen auf das Konto von BME, 860 Millionen auf jenes von Worldline. Die Wertberichtigung habe damit zu tun, «dass wir in Spanien wie auch andernorts in Europa tiefere Handelsvolumen sahen, die letztendlich auch auf die Goodwill-Bewertung des Unternehmens einen Einfluss hatten», so SIX-Sprecher Meier. Dennoch sei man der Überzeugung, dass das Investment in BME eine gute Sache war. Im letzten Geschäftsjahr seien 18 Prozent des Gesamtumsatzes von BME gekommen und hätten für 34 Prozent des Vorsteuergewinns (EBITDA) gesorgt: «Das ist ein substanzieller Beitrag zum Wachstum und zum Erfolg von SIX.»