Herr Gates, seit Jahren wollen Sie grosse Probleme der Menschheit lösen – wie behalten Sie angesichts der vielen Krisen Ihren Optimismus und Ihr Durchhaltevermögen?
Ohne Frage leben wir in schwierigen Zeiten, aber ich bleibe optimistisch. Es gibt so viele Innovationen! Nicht alle machen so grosse Schlagzeilen wie ein Bombenangriff oder produzieren Bilder, die um die Welt gehen – was nicht heissen soll, dass darüber nicht berichtet werden muss. Wir übersehen dabei aber oft die positiven Dinge. Das Innovationstempo war noch nie so hoch wie heute! Forscher machen grosse Fortschritte bei Problemen wie Alzheimer, Übergewicht und anderen Krankheiten, die das Leben von Millionen Menschen verbessern werden. Nehmen Sie etwa die HPV-Impfung, um viele Fälle von Gebärmutterhalskrebs zu verhindern.
Wir sollten also mehr auf die Fortschritte schauen?
Es passiert eine Menge guter Dinge in der Welt. Einer meiner Freunde, der verstorbene Hans Rosling, pflegte zu sagen, dass «die Dinge schlecht sein können und trotzdem besser werden». Die Menschheit ist klüger darin geworden, bestimmte Güter bereitzustellen. Ein Beispiel: Als wir um die Jahrhundertwende mit der Arbeit der Stiftung begannen, starben jedes Jahr über zehn Millionen Kinder vor ihrem fünften Lebensjahr. Im Jahr 2000 haben wir die Impfstoffinitiative Gavi mit ins Leben gerufen, die Impfstoffe für Kinder in armen Ländern kauft. Inzwischen sterben weniger als fünf statt zehn Millionen Kinder. Die Pandemie hat leider viele Bemühungen zurückgeworfen. Bis 2040 kann die Weltgemeinschaft diese Zahl sicher noch einmal halbieren. Es sind allmähliche Verbesserungen über Jahre. Leider fahren viele Staaten ihre Ausgaben für Gesundheit wieder zurück.