Dass ein zweiter Monitor die Produktivität um rund 20 Prozent steigert, hörte ich erstmals vor 20 Jahren – lustigerweise nicht von einem Vertreter eines Monitorherstellers, sondern von Microsoft. Seither hängen immer mehrere Screens an meinem PC, derzeit sind es ein 37-Zöller quer und zwei 24-Zöller senkrecht. Die fehlen mir massiv, wenn ich mich auf Reisen mit dem einen 14-Zoll-Display meines Laptops begnügen muss.
Lenovo kommt nun mit einem ganz neuen Ansatz, um das Problem zu lösen. Das türkisblaue Yoga Book 9i bietet gleich zwei OLED-Screens mit je 13,3 Zoll und 5,2K-Auflösung – der eine an gewohnter Stelle, der andere dort, wo sonst die Tastatur ist. Beide Bildschirme sind von brillanter Qualität, spiegeln aber sehr stark. Das Gerät ist robust und kompakt: Es misst nicht mehr als ein normales Notebook und ist mit 1,3 Kilo auch relativ leicht. Hinzu kommen aber 250 g für die externe Bluetooth-Tastatur, 200 g für deren Hülle plus ein Digipen, sodass man am Schluss bei 1,8 Kilo landet – angesichts des Gebotenen akzeptabel. Eine Schutzhülle für das hervorragend verarbeitete Notebook fehlt leider. Drinnen ticken ein schneller i7-Prozessor, 16 GB RAM und eine SSD mit 1 Terabyte – für Büro- und die meisten Kreativanwendungen braucht es nicht mehr, aber die Ausstattung an Anschlüssen (dreimal Thunderbolt, sonst nichts) dürfte gerne grösser sein. Dafür ist der Sound aus den vier Bowers-&-Wilkins-Lautsprechern toll, und der Akku reicht trotz der beiden grossen Screens für einen normalen Arbeitstag.
Marc Kowalsky ist ein Early Digital Immigrant: Seit über 35 Jahren fühlt er den neusten IT-Produkten auf den Zahn.
Genial: Die Tastaturhülle lässt sich umfalten zum Monitorhalter. So kann man die beiden Screens nebeneinander wie ein Buch oder übereinander aufstellen – man merkt, dass sich die Lenovo-Ingenieure viel überlegt haben. Weniger gefällt mir die mitgelieferte Tastatur: Sie ist (naturgemäss) klein, schwammig, ohne Fussstützen oder Hintergrundbeleuchtung und hat wenig Hub. Im stationären Betrieb würde ich lieber eine Desktop-Tastatur verwenden, plus eine Maus.
Den Umgang mit den beiden Monitoren erleichtert eine ganze Reihe von Hilfsprogrammen – etwa, dass man mit Fünf-Finger-Touch ein Fenster auf beide Screens erweitert. Allerdings sind einige dieser Apps noch nicht fehlerfrei, die Bildschirmtastatur wird etwa nur in der US-Version angezeigt, das virtuelle Touchpad taugt wenig. Da hat Lenovo noch Hausaufgaben zu erledigen.
Fazit: Das Yoga Book 9i ist das spannendste Notebook-Konzept seit Langem. Wer unterwegs einen zweiten Monitor benötigt, kommt an dem Gerät trotz kleiner Schwächen fast nicht vorbei.
★ Technoschrott ★★ verzichtbar ★★★ nice to have ★★★★ cool ★★★★★ wegweisend