Beim Besuch bei den Grosseltern machte der Sohn eine spannende Entdeckung: mehr als ein Dutzend alte Marmeladengläser, in denen der Grossvater Nötli und Münzen aus aller Herren Ländern aufhebt. Da findet man alles von norwegischen Kronen über nigerianische Naira bis hin zu kambodschanischen Riel – und so manches Geldstück, das sich nicht mehr eindeutig einem Land zuordnen lässt. «Ich habe leider nur Franken», sagt der Achtjährige enttäuscht, während er eine 10'000er-Note libanesische Pfund bestaunt – umgerechnet gut 50 Rappen. «Das ist kein Grund, traurig zu sein, sondern ein Glück», erklärt der Grossvater.
Als Schweizer Investorin wissen Sie das natürlich. Gleichzeitig stellt Sie der starke Franken vor ein Dilemma: Laut Portfoliotheorie sollten Ihre Investments global breit diversifiziert sein – Anlagen an den US-Märkten und im Euroraum sind ein Muss. Doch selbst in einem überdurchschnittlichen Börsenjahr wie 2023 verlieren die Kursgewinne in Euro und Dollar an Attraktivität, sobald man sie in Franken umtauscht. Während der vergangenen Jahre ist der Franken zu Dollar, Euro und Pfund kontinuierlich stärker geworden. Für Schweizer sind Währungsverluste bei Investments in ausländische Aktien programmiert. Studien zeigen, dass Anlegerinnen ein deutlich höheres Vertrauen in die Entwicklung heimischer Märkte haben und aus Risikoüberlegungen überproportional viel in der Schweiz investieren, während männliche Investoren bei der Geldanlage weniger Heimatliebe an den Tag legen. Dieser oft kritisierte «Home Bias» hat sich rückblickend als Erfolgsstrategie entpuppt. Anlageexperten empfehlen daher, das Portfolio nicht global zu diversifizieren, sondern auf einen breiten Mix Schweizer Aktien und Obligationen zu setzen.
Während des kurzen Exkurses über starke und schwache Währungen hat der Enkel längst das Interesse an exotischen Fremdwährungen verloren. Weiter hinten im Schrank ist ein uraltes Posthorn zum Vorschein gekommen, dem sich sogar noch ein paar markerschütternde Töne entlocken lassen. So haben jetzt alle Spass – ausser vielleicht die Nachbarn.