Wir schreiben das Jahr 2023, und in der Mobile-App der SBB fehlt immer noch die Möglichkeit, Tickets ins Ausland zu kaufen. Das ist nicht die einzige digitale Schwachstelle des Bahnkonzerns: Wer Züge ins Ausland auf der Website der SBB bucht, muss hinnehmen, dass keine genaue Sitzplatzwahl möglich ist. Man kann als Wunsch lediglich einen Gang- oder einen Fensterplatz angeben. Besonders ärgerlich ist das veraltete Reservationssystem der SBB für mehrere Reisende, die gemeinsam unterwegs sind. Es besteht bloss die Möglichkeit, einen Sitzplatz in der Nähe zu buchen. Nicht garantiert ist dabei jedoch, ob die Plätze dann tatsächlich beieinander sind.
Die Bahnen von Nachbarländern wie Italien und Deutschland machen das viel besser. Sie bieten auf ihren Websites oder Apps längst eine genaue Sitzwahl an. Für ihre internationalen Reisen muss die Schweizer Kundschaft für einen guten Service auf die digitalen Angebote der ausländischen Bahnen zurückgreifen. Dabei steht der grenzüberschreitende Zugverkehr in harter Konkurrenz mit Billigfliegern. Die klimafreundliche Fahrt mit der Bahn kann gegen EasyJet und Co. nur bestehen, wenn die Buchung bequem funktioniert. Besserung haben die SBB schon mehrmals versprochen. Unter Ducrots Vorgänger Andreas Meyer kündigte die SBB einst die Einführung internationaler Tickets via App fürs Jahr 2017 an.
Ducrot selbst räumte Ende 2020 ein, dass das Buchungssystem im internationalen Verkehr die «Achillesferse» der SBB sei. Nun sagt ein SBB-Sprecher, der Verkauf internationaler Tickets in der SBB-App «sollte im Verlauf von 2024 möglich sein». Die Zeitungen von CH Media berichteten jüngst, die sitzplatzgenaue Reservation komme ebenfalls dann. Die SBB zeigen sich allerdings zurückhaltend. Die Einführung 2024 werde geprüft, könne allerdings noch nicht bestätigt werden, so ein Sprecher. Zum Glück sind die Züge der SBB schneller und zuverlässiger als die IT-Entwicklung.