Es ist das Event mit der grössten Aufmerksamkeit, die Präsention des neuen Samsung-Smartphones am Mobile World Congress. Weltweit schaut die Branche Ende Februar auf die Messe in Barcelona, und an der Spitze der Präsentationen steht die Enthüllung der neuen Galaxy-Generation.

Nicht so in diesem Jahr, denn die Südkoreaner haben den Starttermin für das Samsung Galaxy 8 verschoben. Das schraubt die Erwartungen noch einmal höher: Nach dem Debakel mit dem Galaxy Note 7 muss Samsung liefern.

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Auch wenn der Weltmarktführer am Montag einen Schlussstrich unter die Affäre mit explodierenden Akkus gezogen hat und in der Nacht glänzende Zahlen präsentieren konnte: Auf den Smartphoneriesen warten viele Herausforderungen. Hier ein Überblick über die grössten Baustellen der Samsung-Lenker – und ihre Asse im Ärmel:

Baustelle 1 - das Samsung Galaxy 8

Samsung-Smartphones sind die meistverkauften der Welt. Das Samsung Galaxy Note 7 sollte als Konkurrent gegen das iPhone antreten – mit ausgereiftem Design und hoher Qualität. Jetzt sind die Erwartungen an das Galaxy 8 kaum noch zu übertreffen. Nicht nur muss sein Glamour die Käufer wieder neu begeistern, es muss auch verlorenes Vertrauen gewinnen. Samsung muss in der Praxis beweisen, dass es die strukturellen Mängel in der Qualitätskontrolle ausgeräumt hat, die dazu führten, dass die Akku-Mängel im Note 7 übersehen wurden. Hier darf sich Samsung nicht einen Fehler mehr erlauben. Pluspunkt: Das Unternehmen tut gut daran, sich für diese wichtige Produktpräsentation die notwendige Zeit zu nehmen.

Baustelle 2 - der gesättigte Smartphone-Markt

Diese Herausforderung beschäftigt nicht nur Samsung allein, im Gegenteil. Alle grossen Hersteller, allen voran Apple, suchen nach kreativen Ideen, mit denen sie Kunden zu einem Neukauf bewegen können. Die Geräte sind allerdings technisch soweit ausgereift, dass eine nochmals verbesserte Kamera und ein leicht schärferer Display immer weniger Kunden zum Kauf der nächsten Generation bewegen. Hier ist Samsung als Weltmarktführer gefordert.

Baustelle 3 - der Korruptionsskandal

Konzernchef Jay Y. Lee ist zunächst der Haft knapp entronnen, die ihm wegen mutmasslicher Schmiergeldzahlungen drohte. Ihm wird vorgeworfen, einer Freundin von Präsidentin Park Geun Hye 36 Millionen Franken  gezahlt zu haben, um die staatliche Zustimmung für eine wichtige Fusion zu bekommen. Jay Y. Lee streitet dies ab. Allerdings ist nur die Festnahme ausgesetzt, die Strafverfolger ermitteln nach wie vor.

Lee ist der Enkel des Firmengründers Lee Byung-chul und führt das Unternehmen seit 2014 interimistisch, nachdem sein Vater einen Herzinfarkt erlitten hatte. Die Samsung-Eigner stellen das grösste der mächtigen Familienkonglomerate in Südkorea dar. Die Korruptionsvorwürfe gefährden die endgültige Übergabe des Imperiums an Lee. Ob andererseits die Grundlagen für eine Emanzipation von dem Unternehmerclan vorhanden wären, ist äusserst fraglich.

Baustelle 4 – Samsungs Einfluss

Der Umsatz von Samsung macht ein rund ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Südkoreas aus. Das Unternehmen ist damit weitaus bedeutender als Hyundai, Kia und andere. Dadurch besteht eine verhängnisvolle Abhängigkeit. Würde Samsung ernsthaft ins Trudeln kommen, wäre das ein schlimmer Rückschlag für das aufstrebende Südkorea.

Doch Samsung kann auch auf wichtige Stärken zurückgreifen:

Trumpf 1 – die Zahlen stimmen

Samsung bleibt dick im Plus. Bereits im Vorquartal hat Samsung sein Ergebnis zum Vorjahr um 50 Prozent steigern können - trotz der Akku-Explosionen im Note 7, das Samsung vom Markt hat nehmen müssen. Im Schlussquartal legte Samsung sogar noch deutlicher zu, wie das Unternehmen in der Nacht zu heute mitteilte. Den Konzerngewinn konnten die Südkoreaner laut SDA auf 7,1 Billionen Won steigern, das entspricht rund 5,6 Milliarden Franken. Im Vorjahreszeitraum lag der Gewinn bei 3,1 Billionen Won. 

Gute Geschäfte mit Speicherchips und Bildschirmen haben für das satte Plus unter dem Strich gesorgt. Selbst in der Mobilsparte zeigte sich das Unternehmen zufrieden - dank guter Verkäufe der anderen Premiummodelle Galaxy S7 und S7 Edge. 

Trumpf 2  – der Rückhalt der Aktionäre

Smartphone-Debakel hin oder her, die Aktionäre halten Samsung die Stange. Im Januar hat der Titel ein neues Rekordhoch verbüsst, über ein Jahr betrachtet hat die Aktie von Samsung Electronics 50 Prozent gewonnen.

Auch auf die Präsentation des Galaxy-Note-Abschlussberichtes haben die Anleger positiv reagiert. Die Unterstützung der Aktionäre ist Samsung also bisher sicher – auch wenn Marktteilnehmer die Ermittlung gegen Interimschef Lee aufmerksam beobachten.

Trumpf 3 –  Samsung ist breit aufgestellt

Zum Tragen kommt hier ein wichtiger Vorteil Samsungs: Das Unternehmen ist trotz seiner Marktführerschaft im Smartphone-Bereich breit aufgestellt. Das Unternehmen Samsung besteht in Wahrheit aus mehr als 20 Firmen, die neben Elektronik unter anderem Schwerindustrie, Lebensversicherungen, Mode und Pharma produzieren.

Nicht alle Unternehmen tragen in gleichem Masse zum Konzernergebnis bei. Aber in mehreren wichtigen Bereichen zählt Samsung zur Weltspitze. Das Unternehmen ist Marktführer bei LCD-Fernsehgeräten und die Nummer zwei im weltweiten Halbleitermarkt. Selbst wenn Samsung ernsthaft mit dem Smartphone straucheln solle, dürfte dem Konzern eine Neuorientierung also wesentlich leichter fallen als zum Beispiel Apple, dessen Einnahmen zu knapp 70 Prozent aus den iPhone-Erlösen stammen.