Das bekannteste Start-Up der Schweiz ist Nestlé. Denn so, wie viele Jungfirmen heute starten, hat auch der weltgrösste Lebensmittelkonzern angefangen. Es begann mit einem innovativen Produkt – löslichem Milchpulver – und mit Gründer Henri Nestlé, der es erfolgreich machen wollte.
Seit der Gründung von Nestlé haben die Zeiten sich zwar geändert, für die heutige Generation von Start-Up-Pionieren ist der Unternehmergeist aus dem 19. Jahrhundert aber immer noch eine Referenz. Zum Erfolgsrezept gehören nach wie vor ähnliche Zutaten: Bildung, Erfindergeist, Mut, Kapital und attraktive Rahmenbedingungen sind auch im 21. Jahrhundert die Voraussetzungen für das gute Gelingen einer Geschäftsidee.
Rudolf J. Kurtz, Leiter des Innovation Labs der Raiffeisen, ist darum der Meinung, die Schweiz müsse aus ihrer Geschichte schöpfen:
Die Raiffeisen hat das Rai Lab vor gut einem Jahr gegründet, es ist direkt CEO Patrik Gisel unterstellt. Als Expertengruppe soll dieses innovative Ideen zur Digitalisierung sammeln, entwerfen und umsetzen. Im Blick hat Leiter Kurtz dabei vor allem die junge Generation. Sein Ziel ist es, diese für das Unternehmertum zu begeistern.
Für ihn ist klar, dass Startups zur Schweizer DNA gehören. Das sei an den Schulen des Landes allerdings noch nicht spürbar. «Im Lehrplan 21 hat es viele tolle Aussagen zu dem Thema, aber wenn ich mit den Verantwortlichen spreche, gibt es noch keine Umsetzung in die Praxis», sagt Kurtz. Er stellt sich für die Schweiz eine Situation vor wie im Silicon Valley. Microsoft-Gründer Bill Gates zum Beispiel startete seine erste Firma im Alter von 14 Jahren. Das will Kurtz auch in der Schweiz:
Minecraft als Impulsgeber
Damit die Schüler Lust aufs Gründen kriegen, möchte Raiffeisen mit Microsoft zusammenspannen. Gemeinsam mit dem Computerriesen will Kurtz Projekte an Schulen aufgleisen. Eine zentrale Rolle spielt dabei das weltweit erfolgreiche Game «Minecraft», das Microsoft gehört. Darin können die Kinder nicht nur selber virtuelle Welten entdecken, sondern diese gleich auch planen, gestalten und ausbauen. Diese Möglichkeiten will Kurtz nutzen:
Engagement bei Lehrern umstritten
Mit einem Kanton sei Raiffeisen bereits im Gespräch für eine Zusammenarbeit. «Die Erziehungsdirektoren sind offen in der Diskussion», freut sich Kurtz. Hingegen seien die Lehrer noch skeptisch, wenn es um Sponsoring durch Grossunternehmen geht.
Raiffeisen hat bereits vor einem Jahr mit seinem Lehrangebot für den richtigen Umgang mit Geld für Aufsehen gesorgt. Unter dem Namen «Money-Mix» lancierte die Bank ein Lehrmittel, mit dem Oberstufenschüler ihre Finanzkompetenz vertiefen können.
Dass Grosskonzerne direkt in die Schulprogramme eingreifen und so den Schülern auch ein bestimmtes Weltbild vermitteln können, kommt nicht nur gut an. Das Sponsoring sei nicht per se gut oder schlecht, sagt Beat W. Zemp, Präsident des Dachverbandes Lehrerinnen und Lehrer Schweiz dazu. Problematisch werde es aber, wenn die Beeinflussung der Schülerinnen und Schüler in Widerspruch zu den Interessen von Bildung und Gesellschaft gerate, sagte Zemp diesen Sommer im Gespräch mit der «Handelszeitung» zu diesem Thema.
Produktion Video: Lisa Burth