Bei Linkedin erhalte ich ständig die Aufforderung, anderen Menschen zu gratulieren: zu ihrem Geburtstag, zur neuen Position als Senior Project Director, zur neuen Position als Vorstandsmitglied, zur neuen Position als Verwaltungsrat, zum Firmenjubiläum, zum neuen Was-sonst-noch-alles.
Manchmal wird mir ganz schwindelig beim Durchlesen der zahlreichen Gratulationsaufforderungen. Daher habe ich mir nun fest vorgenommen, jeden Morgen mindestens zehn Minuten in meinem Arbeitstag zu reservieren, um die vielen Linkedin-Bekanntschaften gebührend zu würdigen.
Jeder soll von mir seinen wohlverdienten Klick auf den blauen Linkedin-Gratulieren-Button bekommen. Wenn ich damit meine Mitmenschen glücklich machen kann, ist das den zeitlichen Mehraufwand auf jeden Fall wert.
Nun muss ich allerdings feststellen, dass die Gratulationseuphorie bei Linkedin eher einem Gratulationsirrsinn gleicht. Einer meiner Linkedin-Kontakte schreibt nämlich, dass er sich zwar über die zahlreichen Glückwünsche freue, aber gar keinen neuen Job habe. Er habe lediglich seinen Lebenslauf aktualisiert, Linkedin habe daraus sogleich einen Gratulationsaufruf gemacht.
Ich muss daher morgens genau prüfen, wer tatsächlich eine Gratulation verdient hat.
Also: Selektieren kommt vor Gratulieren!