Aussergewöhnlich viele und wichtige Abstimmungen prägen dieses Jahr die Entwicklung an den weltweiten Börsen.

  • Das britische Referendum liegt bereits hinter uns. Der befürchtete Crash blieb aus aber die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten, die der Entscheid auslöste, werden uns noch lange begleiten.
  • Am 18. September finden in Russland die Parlamentswahlen statt. Keiner zweifelt am Sieg Putins und seiner Partei. Unklar ist eher, ob es zu Demonstrationen kommen wird und wie hart die Staatsmacht darauf regieren wird.
  • Ebenfalls im Herbst – ein Termin steht noch nicht fest - stimmt Italien über eine Reform ab, die die Rechte des Senats beschneiden soll. Ein Nein könnte in Politik und Wirtschaft eine Krise auslösen – nicht zuletzt, weil Premierminister Renzi für diesen Fall seinen Rücktritt angedroht hat.
  • Im November finden überdies auch die amerikanischen Präsidentschaftswahlen statt. Ein allfälliger Sieg Donald Trumps könnte zu verstärkt protektionistischen Massnahmen der USA führen, mit schwerwiegenden Folgen für das Land und die Weltwirtschaft.
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Noch verfügt Hillary Clinton gemäss Umfragen über einen gewissen Vorsprung. Trotzdem sollten Anleger ihr Portfolio in jedem Fall mit einer Reihe von Strategien gegen ein solches Risiko absichern.

Was heisst das: absichern?

Werden in einem Portfolio die Anlagen auf verschiedene Anlageklassen wie Obligationen, Aktien oder Cash aufgeteilt, so spricht man von einer Portfoliodiversifikation. Eine solche erfolgt in der Hoffnung, dass die verschiedenen Anlageklassen im Falle eines Crashs oder Marktkorrektur keine Korrelationen aufweisen.

Darüber hinaus nehmen Anleger meist auch eine geografische Diversifikation vor, verteilen ihre Anlagen also auf unterschiedliche Länder. Dies ebenfalls in der Hoffnung, dass verschiedene Länder unterschiedlich von einem allfälligen Marktschock betroffen sein werden. Solche Diversifikationsstrategien sind grundsätzlich eine gute Idee, da sie weiter auch die Volatilität des Portfolios reduzieren.

Auf der anderen Seite beschränken sie aber auch in gewissem Masse das Aufwärtspotenzial. Bei der Diversifikation in verschiedene Länder stellt sich zusätzlich die Frage, ob sich eine solche überhaupt lohnt, da sich möglichen Szenarien und ihre Folgen auf die Märkte sehr schwer abzuschätzen sind.

Demokratie zahlt sich aus

Dank ihren meist zuverlässigen und transparenten Institutionen sind demokratische Länder üblicherweise stabiler und verfügen insgesamt über ein günstigeres Investitionsklima als zum Beispiel Länder mit autoritären Regimes. So erzielte Russland in einer kürzlich von «Freedom House» erstellten Einschätzung 22 von 100 möglichen Punkten, die eine perfekte Demokratie erzielen könnte. Freedom House hat sich als NGO der Förderung liberaler Demokratien in der ganzen Welt verschrieben.

China erzielte 16 Punkte, Saudi-Arabien 10 und Somalia deren 2. Im engeren Umkreis Russlands finden sich auch die jeweils mit 20 Punkten benoteten Vereinigten Arabischen Emirate, die Republik Tschad, Libyen und Vietnam sowie mit 25 Punkten die Demokratische Republik Kongo. Auf der anderen Seite der Skala finden sich die USA (90), die Schweiz (96) und Schweden mit dem Punktemaximum von 100 Punkten.

Anleger sind auf einem Auge blind

Man sollte annehmen, dass von einer solchen Rangliste eine gewisse Signalwirkung auf die Anleger ausgehen sollte. Doch dem ist nicht so. Laut einer vom Finanzlexikon Investopedia im März 2015 veröffentlichten Rangliste investierten die zehn grössten Fonds für Anlagen Ex-USA, also ausserhalb der USA, ihre Gelder vorzugsweise in China, Brasilien, Japan, Russland, Deutschland, Südkorea, Mexiko, Taiwan, Indien und Kanada (in absteigender Reihenfolge). Der Schluss liegt deshalb nahe, dass Anleger das politische Risiko bei ihren Anlagen vernachlässigen resp. zum Teil völlig ausblenden.

Anleger, die die Qualität einer Demokratie als Kriterium in ihre Investitionsentscheidungen einbeziehen möchten und zum Beispiel nur in Länder investieren möchten, die eine mit den USA vergleichbare Benotung von 90 Punkten erzielen, haben allerdings auch nur die Wahl zwischen 46 von insgesamt 211 Ländern der Welt. Dazu gehören auch Länder wie Palau, San Marino und Tuvalu, die bei solchen Entscheidungen wohl kaum in Frage kommen dürften.

Ungeachtet davon, dass die erfolgreichsten Demokratien der Welt eher teuer gehandelt werden, sollten Anleger, die sich in bestimmte unsichere Länder vorwagen, zum Ausgleich Positionen in Regionen und Ländern wie Skandinavien, der Schweiz, Neuseeland und einigen wenigen weiteren eingehen. Dies ist der Preis, den man für den Schutz vor grösseren politischen Risiken zu zahlen hat. Ganz ehrlich: Würden Sie Herrn Putin einen Gebrauchtwagen abkaufen?