An ihrer heutigen Lagebeurteilung haben die Nationalbank-Chefs erneut zur Vorsicht gemahnt. Die Weltwirtschaft unterliege erheblichen Risiken; zahlreiche politische Unsicherheiten blieben bestehen. Entsprechend wurde die Inflationsprognose gesenkt. Für 2017 rechnet man nicht mehr mit 0,2 Prozent, sondern nur noch mit 0,1 Prozent. Für 2018 rechnet die SNB statt mit 0,6 neu mit 0,5 Prozent Inflation.

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Damit führt sich ein bekanntes Muster fort. Immer wieder haben die Nationalbankökonomen prophezeit, dass die Teuerungsraten über die kommenden zwei bis drei Jahre auf über 1 Prozent ansteigen würden. Immer wieder mussten sie jedoch zurückkrebsen, weil sich der prophezeite Anstieg nicht materialisierte. Die tatsächliche Inflation blieb stets hinter den Erwartungen zurück.*

Besonders auffällig sind die Jahre 2012 bis 2015, in denen die Untergrenze von 1.20 beim Euro-Frankenkurs galt. Die Teuerung der Konsumentenpreise dümpelte in dieser Zeit um den Nullpunkt. Trotzdem prognostizierte die SNB jedes Quartal aufs Neue wieder ein Anziehen der Teuerung in die Mitte ihres Zielbands. Durch den Wegfall der Untergrenze wurden diese Prognosen dann obsolet. Billigere Importpreise führten dazu, dass die Teuerung in der Schweiz über ein ganzes Jahr lang unter die Marke von -1 Prozent fiel.

Seither haben die Prognostiker ein paar Treffer gelandet. Die Inflation hat sich nach dem Frankenschock normalisiert, sie liegt aktuell knapp unter Null. Ob sich die Glückssträhne fortsetzt? Die SNB jedenfalls zeigt sich optimistisch: In ihrer neusten Prognose geht sie davon aus, dass im dritten Quartal 2019 bereits wieder 1,3 Prozent registriert werden - bei unverändert lockeren Leitzinsen, notabene. Einen ähnlichen Anstieg hatte sie freilich bereits vor über einem Jahr vorausgesagt, damals bereits fürs Jahr 2018.

Never change a winning strategy, lautet ein Merksatz im Sport. Übertragen auf die Volkswirtschaft legt die Regel nahe: Wer die SNB-Prognose als Grundlage nimmt, und davon mindestens einen halben Prozentpunkt abzieht, der dürfte die zukünftige Teuerung ziemlich gut treffen. Jedenfalls hätte sich diese Faustregel in den letzten Jahren erstaunlich gut bewährt.

Andere Institute sind noch optimistischer

Bei aller Kritik muss man festhalten, dass die Nationalbank mit ihren Fehleinschätzungen nicht alleine lag. Viele andere Indsitute haben in der Vergangenheit zu optimistische Prognosen bei der Inflation ausgegeben. Am heutigen Donnerstag sah sich übrigens auch das Staatssekretariat für Wirtschaft zu einer Korrektur veranlasst: Für 2017 rechnen die Bundesökonomen neu nicht mehr mit 0,3 Prozent, sondern mit einer Nullinflation von 0,0 Prozent. Die Konjunkturforschungsstelle KOF hat ebenfalls ihre Prognose für 2017 unverändert belassen.

Irgendwann kommt sie sicher, die Inflation. Damit rechnen nach jahrelanger Null- bis Negativteuerung immer noch praktisch alle Banken und Forschungsstellen. Ob sie damit richtig liegen, wird sich zeigen. Bemerkenswert ist, dass die SNB mit ihren Ganzjahresprognosen für 2017 und 2018 am unteren Ende des Feldes liegt. Julius Bär, BAKBasel und die UBS sehen für diese Perioden bereits Teuerungsraten gegen 0,8 Prozent voraus - und übertreffen damit sogar das notorisch optimistische Forscherteam von SNB-Präsident Thomas Jordan.

* Streng genommen handelt es sich bei den SNB-Prognosen um bedingte Inflationsprognosen. Die Nationalbank gibt an, wie hoch sie die Inflation einschätzt unter der Annahme dass die Leitzinsen unverändert bleiben. Unberücksichtigt in diesen Prognosen ist der Zusammenhang, dass die Nationalbank die Zinsen mit der Zeit erhöhen würde, wenn tatsächlich Inflationsgefahr aufziehen sollte. Die Inflation würde durch diese Zinsanhebungen in diesem Fall gebremst, was sich in niedrigeren Inflationsraten niederschlagen würde als ursprünglich prognostiziert. In den letzten Jahren spielte dieser Zusammenhang aber keine Rolle, weil die SNB in dieser Zeit nie die Leitzinsen erhöht hat. Im Gegenteil, sie hat sie Anfang 2015 sogar gesenkt.